Aluhut statt Maske
»Keine Ahnung, ob das alles so ist, wie es ist, gibt ja auch viele andere Stimmen«, erklärte der Rapper Sido jüngst in einem Interview mit dem Hip-Hopper Ali Bumaye und begann damit eine Tirade an Bemerkungen, die in den tiefen Abgrund aktueller Corona-Skepsis blicken lassen. So sprach er nicht nur über krude Verschwörungstheorien, sondern auch von einer angeblichen »Unterwanderung« der Medien und über die Glaubwürdigkeit der Aussagen Xavier Naidoos, der ins Reichsbürger-Milieu abgedriftet ist.
Der Rapper, der mit bürgerlichem Namen Paul Hartmut Würdig heißt, ist vor allem seit seinem Song »Mein Block« von 2004 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt – damals noch mit Totenkopf-Maske. Jetzt scheint er sich, in einer Reihe mit dem Musikerkollegen Naidoo oder dem Vegan-Koch Attila Hildmann, den Aluhut aufsetzen zu wollen. Denn in dem Interview witzelt der gebürtige Berliner zunächst darüber, dass Kinderblut jung halte, spricht dann von Kindern, die »auf unerklärliche Weise verschwinden«, von »sehr reichen und mächtigen Leuten« und davon, dass er schon daran glaube, dass es »so was« gebe. Damit spielt er auf die »QAnon«-Verschwörungstheorie an. Deren Anhänger glauben, die USA werde von einem »deep state«, einer unsichtbaren Schattenregierung, beherrscht, welche aus Kinderblut »Adrenochrom« gewinne – einen Verjüngungstrank.
Angesichts des immer größer werdenden Kreises prominenter Dummköpfe sind nicht nur Sidos Fans schockiert. Allerdings ist bekannt, dass der Rapper keine Probleme mit skandalösen Aussagen hat. So veröffentlichte er 2002 den sexistischen und gewaltverherrlichenden »Arschficksong«. Und 2011 provozierte er auf einer Gala in Wien mit den Worten: »Ihr Österreicher habt uns da mal einen rübergeschickt, der uns Ordnung beigebracht hat!«
Der Rapper, der auch als Schauspieler auftritt, will jedoch nicht »zu tief« über all das reden, »sonst setzen mir Leute den Aluhut auf« – dabei sitzt der bereits.