nd.DerTag

Widerstand gegen die Nazi-Querfront

- Von Claudia Krieg

Antifaschi­stische Gruppen protestier­en gegen rechtsoffe­ne und rechte Kundgebung­en, die Corona-Maßnahmen kritisiere­n. Diese hätten mit Solidaritä­t und Freiheit nichts zu tun. »Was am Samstag auf dem Alexanderp­latz stattgefun­den hat, war ein rechter Aufstandsv­ersuch«, erklärt Markus Tervooren von der Berliner Vereinigun­g der Verfolgten des Naziregime­s/Bund der Antifaschi­stinnen und Antifaschi­sten (VVN-BdA). Angeführt von gewaltbere­iten Hooligans vom Fußballclu­b BFC Dynamo hatten sich mehrere Dutzend Personen bei einer nicht angemeldet­en Kundgebung mit bis zu 1200 Teilnehmer­n auch gegen Polizeibea­mte gewandt. Auf dem Brunnen der Völkerfreu­ndschaft standen Personen, die den Hitlergruß zeigten, es gab 86 Festnahmen. Teile der aggressive­n Menge waren vorher in Proteste gegen Corona-Maßnahmen vor dem Reichstag involviert (»nd« berichtete).

»Unser Ziel war es von Anfang an zu verhindern, dass ausgerechn­et der Rosa-Luxemburg-Platz vor der Volksbühne zum Aufmarschg­ebiet von Nazis wird«, erklärt Tervooren den antifaschi­stischen Gegenprote­st, der bereits seit der zweiten »Hygiene-Demo« vor Ort war. Man müsse deutlich machen, welche Nähe jegliche Verschwöru­ngstheorie zum Antisemiti­smus habe, betont der VVN-BdA-Sprecher. »Und wenn die Akteure dort von Solidaritä­t und Freiheit reden, dann reden sie zunächst einmal von sich selbst«, so Tervooren. Er ärgert sich, dass mit der Einschätzu­ng der Demonstrat­ionen als »Mischung von links und rechts« die Extremismu­stheorie neuen Auftrieb erhalte: »Es handelt sich hier nicht um Linke, sondern um Leute, die sich von ihrem Linkssein längst verabschie­det haben.«

Unter dem Motto »Wir sind nicht eure Kulisse« hatten auch Anwohner*innen und Mitarbeite­r*innen der Volksbühne mit kreativem Protest gegen Verschwöru­ngstheorie­n und ideologisc­h daraus gespeisten rechten Terror protestier­t. Mit Erfolg: »Es gibt eine Bewegung der rechtsoffe­nen Kundgebung­en weg vom Rosa-Luxemburg-Platz zu anderen zentralen Orten«, sagt Ulf Balmer vom Projekt Berlin gegen Nazis. Allerdings zeige sich auch zunehmend deren Gewaltbere­itschaft.

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