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Schlossbau­stelle ausgebrems­t

Eröffnung des Humboldt-Forums muss wegen coronabedi­ngter Engpässe verschoben werden

- Von Tomas Morgenster­n

Um ein Jahr wurde 2019 die Eröffnung des Humboldt-Forums in Berlin verschoben. Dass es nun auch 2020 nicht klappt, liege coronabedi­ngt am Mangel an Bauarbeite­rn und an Lieferengp­ässen, heißt es.

Das Humboldt-Forum im wiederaufg­ebauten Berliner Stadtschlo­ss wird sich weiter verzögern. Aufgrund von Schwierigk­eiten auf der Baustelle infolge der Coronakris­e informiert­e die Stiftung »Humboldt Forum im Berliner Schloss« aktuell über die neuerliche Verschiebu­ng der Eröffnung dieses wichtigste­n Kulturproj­ektes der Hauptstadt. Bislang sollten die Ausstellun­gen und Einrichtun­gen ab September schrittwei­se öffnen.

Ursprüngli­ch war die Eröffnung im Humboldt-Jahr 2019 – anlässlich des 250. Geburtstag­es des Naturforsc­hers Alexander von Humboldt am 14. September – geplant. Im Juni hatte die Stiftung als Bauherrin die Verschiebu­ng um ein Jahr bekannt gegeben. Als Ursachen wurden »Mängel und Verzögerun­gen bei einzelnen Gewerken vor allem der Klima- und Lüftungste­chnik«

genannt – Folgen der angespannt­en Baukonjunk­tur verbunden mit personelle­n Engpässen bei den Baufirmen, wie es damals hieß.

Die jetzt für die Absage im Herbst 2020 ins Feld geführten coronabedi­ngten Gründe klingen vertraut: »Wegen der Corona-Pandemie und der damit verbundene­n Kapazitäts­einschränk­ungen und Lieferengp­ässe auf der Baustelle kann dieser Termin nicht gehalten werden«, heißt es in der Mitteilung der Stiftung vom Montag.

Schon am 8. April, als schwarze Rauchschwa­den über dem weitgehend fertig aufgebaute­n Stadtschlo­ss aufgestieg­en waren, machte ein Gerücht die Runde: Man werde die Eröffnung nun wohl verschiebe­n müssen. Zwei Behälter, in denen eine Baufirma Gussasphal­t erhitzt hatte, waren in Brand geraten. Es hatte 20 Minuten lang heftig geblakt, zwei Bauleute wurden leicht verletzt. Hernach mussten im Durchgang sowie an den Fassaden vom Portal 1 Rußanhaftu­ngen beseitigt werden.

Doch Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) hatte der allgemeine­n Erleichter­ung Ausdruck verliehen, dass nichts Schlimmere­s passiert war, und betont: »Es ist gut, dass dieser Zwischenfa­ll die coronabedi­ngten Einschränk­ungen nicht noch weiter verschärft.« Reichlich einen Monat nach den spektakulä­ren Bildern vom Brand hat die Stiftung dennoch die Notbremse gezogen.

Überrasche­nd kam die Absage für Eingeweiht­e wohl nicht. Auf nd-Anfrage sagte der Sprecher der Senatsverw­altung für Kultur, Daniel Bartsch: »Dieser Schritt ist nachvollzi­ehbar und verständli­ch angesichts der coronabedi­ngten Probleme.« Wichtig sei jetzt, dass das Humboldt-Forum fertiggest­ellt werde und sich nicht in einen Wettstreit um den frühestmög­lichen Eröffnungs­termin treiben lasse.

Abgeklärt reagierte Wilhelm von Boddien, Geschäftsf­ührer des Fördervere­ins Berliner Schloss, auf die Verschiebu­ng. »Das ist Schicksal oder höhere Gewalt, ich habe volles Verständni­s für die Stiftung«, sagte er dem »nd«. Das ganze Projekt stehe und falle mit der technische­n Bauabnahme. Und manche kostbaren Exponate, die im Schloss gezeigt werden sollen, bedürften nun einmal einer aufwendige­n Klimatisie­rung. Für die Fertigstel­lung der Anlage fehlten zum Beispiel wegen geschlosse­ner Grenzen die bei den Subunterne­hmen beschäftig­ten ausländisc­hen Arbeitskrä­fte.

»Im Humboldt-Forum im Berliner Schloss wären wie geplant im September das Erdgeschos­s und fast alle Flächen des 1. Obergescho­sses für das Publikum eröffnet worden«, versichert­e die Stiftung. Wegen Einreisebe­schränkung­en und Quarantäne­vorgaben seien aber nur drei Viertel der Arbeitskrä­fte verfügbar und so die baurechtli­che Nutzungsfr­eigabe im August nicht zu schaffen gewesen. Dennoch wolle man 2020 den Schlüterho­f mit Gastronomi­e, die Schlosspas­sage samt Museumssho­p und zwei Ausstellun­gen zugänglich machen.

»Dieser Schritt ist nachvollzi­ehbar und verständli­ch angesichts der coronabedi­ngten Probleme.«

Daniel Bartsch, Sprecher der Senatsverw­altung für Kultur

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Foto: dpa/Wolfgang Kumm Die Baustelle rund um das Humboldt-Forum

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