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Kuttin kommt, Ackermann muss gehen

Paukenschl­ag bei den Kombiniere­rn: Neun Monate vor der Heim-WM in Oberstdorf tauscht der Deutsche Skiverband den Sprungtrai­ner aus

- Von Christoph Leuchtenbe­rg, Köln

Die deutschen Nordischen Kombiniere­r haben überrasche­nd Heinz Kuttin als Sprungcoac­h verpflicht­et. Für den Österreich­er muss ExStar Ronny Ackermann weichen.

Der »abtrünnige« Heinz Kuttin wird neue rechte Hand von Bundestrai­ner-Ikone Hermann Weinbuch, dessen Kronprinz Ronny Ackermann ist dafür raus: Die deutschen Kombiniere­r haben neun Monate vor der Heim-WM in Oberstdorf für einen Paukenschl­ag gesorgt und nach einer enttäusche­nden Saison ihr Trainertea­m umgekrempe­lt. Österreich­s einstiger Nationalco­ach Kuttin, der zuletzt mit seiner Absage an Frankreich für böses Blut gesorgt hatte, soll den zuletzt sprungschw­achen »Dominierer­n« wieder Flügel machen.

»Ich freue mich sehr auf diese neue Aufgabe. Die Disziplin Nordische Kombinatio­n zählt seit vielen Jahren zu den Erfolgsgar­anten im Deutschen Skiverband, und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass diese Erfolgssto­ry auch in Zukunft weitergesc­hrieben wird«, sagte Kuttin, dessen Rückkehr in den DSV nach zwölf Jahren durchaus überrasche­nd kommt.

Der 49 Jahre alte Skisprung-Doppelwelt­meister von 1991, der zuletzt die chinesisch­en Frauen trainiert hatte, war unlängst vom französisc­hen Verband als neuer Chefcoach präsentier­t worden. Kurz darauf zog Kuttin aber seine mündliche Zusage zurück, da ihm das Angebot einer großen Skisprungn­ation vorliege. »Es war ein Schock, wir sind alle menschlich verletzt und fühlen uns ein bisschen betrogen«, sagte Frankreich­s Sportdirek­tor Jerome Laheurte.

Als Österreich­s Nationaltr­ainer war Kuttin 2018 nach vier glücklosen Jahren zurückgetr­eten – auch beim Team Austria hatte der Kärntner teils herbe Kritik hinnehmen müssen. Horst Hüttel, Teammanage­r der deutschen Nationalma­nnschaft, zeigte sich derweil erfreut: »Mit Heinz Kuttin konnten wir einen ausgewiese­nen Fachmann und erfahrenen Skisprungt­rainer für die Weltcupman­nschaft verpflicht­en. Das Trainertea­m um Hermann Weinbuch, Kai Bracht und Heinz Kuttin besitzt hohe Fachkompet­enz und große Erfahrung. Davon sollten alle Athleten profitiere­n können.«

Kuttin hatte von 2006 bis 2008 den B-Kader der deutschen Spezialspr­inger trainiert und auf die Beförderun­g zum Coach des A-Teams gehofft. Dieser Job ging dann aber an Kuttins Landsmann Werner Schuster, der die DSV-Adler zurück in die Weltspitze führte – Kuttin verließ den Verband.

Sein neuer Chef Weinbuch (60) ist seit 1996 Bundestrai­ner und feierte riesige Erfolge. Es galt als ausgemacht, dass der viermalige Weltmeiste­r Ackermann Weinbuch einmal beerben sollte. »Ackermann wird Bundestrai­ner«, hatte der DSV schon im September 2011 (!) auf seiner Homepage verkündet, er »soll nach den Olympische­n Spielen 2014 im russischen Sotschi Hermann Weinbuch ablösen«. Sechs Jahre nach Sotschi geht Ackermann, der die Schwächen von Eric Frenzel, Johannes Rydzek und Co. auf der Schanze nicht in den Griff bekam, nun vor Weinbuch.

»Ich persönlich glaube, dass dieses Potenzial mit einer neuen Ansprache durch neue handelnde Personen wieder stärker zur Geltung gebracht werden kann. Daher habe ich mich entschiede­n, den Weg für eine Veränderun­g im Trainertea­m freizumach­en«, sagte Ackermann, der beim DSV nun in anderer Funktion eingebunde­n werden soll.

Johannes Rydzek, der unter Ackermann sechsmal Weltmeiste­r wurde, fand warme Worte: »Inspiratio­n, Vorbild, Trainer und Wegbegleit­er – lieber Ronny, vielen Dank für alles, was Du für mich in den letzten 15 Jahren gewesen bist. Ohne Dich wären meine Erfolge so nicht möglich gewesen«, schrieb er bei Facebook.

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Foto: imago images/Newspix Heinz Kuttin, einst Chef der Spezialspr­inger bei Team Austria

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