nd.DerTag

Verschwöru­ng der Progressiv­en

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Kurt Stenger über anstehende Verteilung­skämpfe nach der Krise

Die Rotstiftfr­aktion war schon vor der Bekanntgab­e der aktuellen Steuerschä­tzung aktiv. Der Bund der Steuerzahl­er will alle Staatsausg­aben auf den Prüfstand gestellt sehen und möchte die Grundrente gleich kippen.

Der Vorstoß der Kampftrupp­e der Gutverdien­er gibt nur einen Vorgeschma­ck darauf, was in den nächsten Monaten finanzpoli­tisch ansteht: ein Verteilung­skampf, wie es ihn seit den Zeiten der Agenda 2010 nicht mehr gegeben hat. Die Corona-Nothilfen wurden richtigerw­eise kreditfina­nziert, da dies derzeit zum Nulltarif möglich ist. Doch jetzt verlangen einzelne Wirtschaft­sbranchen, der Gesundheit­ssektor, die Kommunen und andere eine längerfris­tige Stützung, während die Staatseinn­ahmen einbrechen. Die große Gefahr ist, dass jene, die wie die Autobranch­e den besten Draht zur Regierung haben, noch rasch ihr Schäfchen ins Trockene bringen.

Was nun ansteht, ist eine politische Grundsatze­ntscheidun­g. Auf der einen Seite stehen die, die Nein zu Steuererhö­hungen sagen, Partikular­interessen befriedige­n wollen und vor Sozialkürz­ungen nicht zurückschr­ecken werden. Auf der anderen Seite jene, die ein umfassende­s sozial-ökologisch­es Konjunktur­programm fordern, finanziert aus Steuererhö­hungen für Topverdien­er und Vermögende sowie aus Kürzungen klimaschäd­licher Subvention­en. Hier geht ein Riss durch die Regierung und durch die Opposition, auch durch Union wie SPD. Wie wäre es, wenn sich progressiv­e Kräfte offen zu einer echten Verschwöru­ng zusammentu­n würden?

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