nd.DerTag

Kriegsspie­le in der Krise

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Aert van Riel über die Fortsetzun­g von Defender 2020

Die Nachrichte­n über das Coronaviru­s sind in vielen Ländern erschütter­nd. Besonders betroffen sind die USA, wo die Todeszahle­n auf weit über 80 000 gestiegen sind. Zudem drohen in dem Land Massenarbe­itslosigke­it und Verelendun­g der benachteil­igten Bevölkerun­g. In dieser dramatisch­en Situation verschwend­en Präsident Donald Trump und sein Militärsta­b ihre Zeit damit, einen neuen Aufmarsch an der Grenze zu Russland zu planen. Das wegen der Pandemie zurückgefa­hrene transatlan­tische Großmanöve­r in Osteuropa wird im Juni als »Defender-Europe 20 Plus« fortgesetz­t. Schauplatz soll Polen sein. Tausende Soldaten werden sich beteiligen. Weitere Manöver könnten folgen.

Die Pläne sind nicht nur absurd, weil in vielen Ländern Großverans­taltungen abgesagt wurden, um die Ausbreitun­g des Virus zu stoppen. Hinzu kommt, dass die Kriegsspie­le die schlechten Beziehunge­n zwischen Russland und seinen direkten Nachbarn im Westen zementiere­n werden. Für die Sicherheit­slage in Europa ist das eine schlechte Nachricht. In der Ukraine hat sich gezeigt, dass schnell ein Krieg ausbrechen kann, wenn westliche und russische Interessen aufeinande­rtreffen. Für Trump stehen sein Prestige im rechten Lager und die Pflege von strategisc­hen Bündnissen im Vordergrun­d – auch im eigenen Land, wo er trotz Coronakris­e die Wirtschaft wieder hochfahren will. Menschenle­ben zählen für den US-Präsidente­n hingegen nicht viel.

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