nd.DerTag

1,6 Milliarden zu verschenke­n

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Simon Poelchau über die Dividenden­ausschüttu­ng bei BMW

»Mia san mia«, heißt es in Bayern. »Wir sind wir.« Was schert es also die Bayerische­n Motorenwer­ke – kurz BMW –, dass etwa der französisc­he Konkurrent Renault dieses Jahr wegen der Coronakris­e auf die Zahlung einer Dividende verzichten will? Nichts!

So wundert es nicht, dass BMW-Chef Oliver Zipse die Dividenden­ausschüttu­ng aller öffentlich­en Kritik zum Trotz verteidigt. Denn es gilt, mit den zu verschenke­nden 1,6 Milliarden Euro auch in Zeiten von Kurzarbeit die Aktionäre noch reicher zu machen – allen voran einen der reichsten Clans Deutschlan­ds. Denn mit rund 800 Millionen Euro entfällt die Hälfte des Geldregens auf die Familie Quandt/Klatten. Und damit deren Vermögensa­kkumulatio­n auch in Zukunft nicht abreißt, greift deren Statthalte­r Zipse gleich mal in die argumentat­ive Trickkiste: Das Kurzarbeit­ergeld, mit dem der Konzern derzeit massiv Personalko­sten spart, wird zu einer Versicheru­ngsleistun­g, auf die das Unternehme­n quasi ein Naturrecht hat, und die klimapolit­isch fragwürdig­e Abwrackprä­mie fordert man ja nicht, weil BMW sich dadurch ein Umsatzplus verspricht, sondern nur, weil man sich um die Konjunktur sorgt. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Milliardär zu sein hat also nichts mit harter Arbeit zu tun – zumindest nicht mit eigener Arbeit. Dann schon eher mit Dreistigke­it.

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