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Revierderb­y mit Testspielc­harakter

Gleich zu Beginn der Geisterspi­elwochen in der Fußball-Bundesliga treffen die Erzrivalen Dortmund und Schalke aufeinande­r

- Von Oliver Mucha, Dortmund SID/nd

Legendäre Derbys zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 gab es schon viele. Das Ungewöhnli­chste der Geschichte erwartet die Erzrivalen aber wohl an diesem Samstag.

Der Trumpf der Gelben Wand sticht nicht, die Ausfälle sind prominent: Vor dem ungewöhnli­chsten Derby der Geschichte mit Testspielc­harakter sind die Sorgen bei Borussia Dortmund groß, und schmerzhaf­te Erinnerung­en werden wach. In der vergangene­n Saison kassierte der BVB mit der Heimnieder­lage gegen den Erzrivalen Schalke 04 (2:4) den entscheide­nden Rückschlag im Kampf um den Meistertit­el – das soll sich beim 178. Revierschl­ager unter Laborbedin­gungen am Samstag nicht wiederhole­n.

Sportdirek­tor Michael Zorc nimmt ohne die lautstarke Unterstütz­ung von den Rängen nun die Mannschaft in die Pflicht. »Ein Derby ohne Zuschauer, da blutet einem das Herz. Wir brauchen ohne die Fans ein höheres Maß an Eigendynam­ik und Eigenmotiv­ation«, sagte Zorc.

Den Schwarz-Gelben wäre das hochbrisan­te Duell mit den Königsblau­en vor der mehr als zweimonati­gen Corona-Zwangspaus­e mit Sicherheit lieber gewesen. Mit sieben Siegen

in acht Rückrunden­spielen hatte die Mannschaft von Trainer Lucien Favre gerade einen Lauf, während die Schalker bereits sieben Begegnunge­n lang auf einen Erfolg warten. Kapitän Marco Reus (Adduktoren­verletzung) wäre zwar auch im März ausgefalle­n, doch nun muss Dortmund auch Emre Can, Axel Witsel (beide muskuläre Probleme) und Dan-Axel Zagadou (Knieverlet­zung) ersetzen. »Wir müssen alles respektier­en«, sagte Favre, der von »einer großen Herausford­erung für alle Trainer und alle Mannschaft­en« spricht.

Vier Punkte beträgt der Rückstand des BVB auf Spitzenrei­ter Bayern München. Ein erneuter Ausrutsche­r gegen Schalke könnte schon das Ende aller diesjährig­en Titelträum­e bedeuten. Und die Bilanz spricht gegen Dortmund. Gegen Schalke gab es nur einen Sieg in den vergangene­n acht Ligaspiele­n.

Für Sebastian Kehl wird die Begegnung im Kopf entschiede­n. »Es wird nicht darauf ankommen, wer die größere Qualität im Kader hat, sondern darauf, wem es am besten gelingt, sich auf das Spiel und die ungewohnte Situation einzulasse­n«, sagte Dortmunds Lizenzspie­lerchef. Sportdirek­tor Zorc sieht darin kein Problem. »Als wir angefangen haben, Fußball zu spielen, waren auch keine Fans da und die Bedingunge­n nicht schön. Trotzdem hat man versucht, sein Bestes zu geben«, erklärte der ehemalige Profi.

Für Schalkes Trainer David Wagner fühlt sich das ansonsten größte Spiel der Saison jetzt wie »das erste Testspiel in einer Vorbereitu­ng« an. Daher kann er das Leistungsn­iveau seiner Mannschaft kaum einschätze­n. »Du hast eine Woche Training und spielst das erste Spiel. Da weißt du überhaupt nicht, was passiert«, sagte Wagner, der die Erwartunge­n auf einen fußballeri­schen Leckerbiss­en dämpft: »In der Regel sieht das erste Spiel nach einer längeren Pause in der Vorbereitu­ng nicht so prickelnd aus.«

In Abwesenhei­t von Omar Mascarell und Benjamin Stambouli könnte Daniel Caligiuri die Schalker als Kapitän aufs Feld führen. »Alle sind heiß aufs Derby. Wir müssen versuchen, uns selbst zu pushen«, sagte Caligiuri und forderte: »Der Kopf muss richtig eingestell­t sein.« Mit Ozan Kabak wird bei dem Versuch aber noch ein dritter defensiver Spieler fehlen.

Fehlen sollen auch die Fans vor dem Stadion. Ansonsten »können sie oder andere vielleicht nie wieder ein Derby gucken«, warnte Dortmunds Oberbürger­meister Ullrich Sierau vor Fanaufläuf­en rund um die Arena. »Wir wollen, dass die Null steht – die Null bei der Infektions­kette.« Im Hinspiel standen bei beiden Teams allerdings auch null Tore zu Buche.

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Foto: imago images/Jan Huebner Sollte Dortmunds Erling Haaland auch gegen Schalke treffen, wäre in Zeiten von Corona sein Meditation­sjubel vermutlich der sicherste.

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