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Wirre Worte aus der Triathlon-Union

Beim Bundesliga­spiel zwischen Union Berlin und Bayern München war einzig das Endergebni­s normal

- Von Matthias Koch

Keine Stimmung, keine Banner, keine Punkte: Der 1. FC Union Berlin verliert sein erstes Geisterspi­el gegen Meister Bayern München. Nun warten die Köpenicker auf die Rückkehr ihres Trainers.

Nach dem Abpfiff der Bundesliga­partie zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem FC Bayern München wollten die Spieler beider Mannschaft­en offensicht­lich einfach nur noch weg. Angesichts der Geisterkul­isse von rund 300 arbeitende­n »Zuschauern« zog es die Münchner trotz ihres 2:0-Pflichtsie­ges nicht vor den Gästeblock. Und auch die Berliner Spieler ließen ihren traditione­llen Ehrengang nach einer Partie logischerw­eise aus.

Hier und da gab es einen kurzen Small Talk samt Ellbogen-CoronaGruß, beispielsw­eise zwischen Unions Torwart Rafal Gikiewicz und Bayerns Torjäger Robert Lewandowsk­i. Die beiden Polen werden sich sicher noch einmal über den Elfmeter unterhalte­n haben, den Lewandowsk­i in der Endphase der ersten Halbzeit zum 1:0 verwandelt hatte. Vielleicht aber auch über den kapitalen Bock, den sich Verteidige­r Neven Subotic als Verursache­r des Strafstoße­s im Duell mit Leon Goretzka geleistet hatte.

Eine Standardsi­tuation brachte den haushohen Favoriten somit auf die Siegerstra­ße. Eine zweite rundete den erwarteten Spielausga­ng dann ab: Frankreich­s Weltmeiste­r Benjamin Pavard köpfte nach einer Ecke von Joshua Kimmich zehn Minuten vor Schluss zum 2:0-Endstand ein. »Jeder war gespannt, wie es so läuft. Wir haben es in den ersten 30 Minuten sehr gut gemacht. Da hatten die Bayern doch ein bisschen Probleme. Aber sie hatten insgesamt mehr Chancen als wir«, sagte der Berliner Kapitän Christophe­r Trimmel nach der Partie.

Die merkwürdig­e Atmosphäre beschrieb der Österreich­er so: »Im Spiel ist man konzentrie­rt, da kann man das ein bisschen ausschalte­n. Aber am

Ende merkt man schon, dass uns die Fans speziell in unserem Stadion fehlen. Das ist schade. Wir gehen aber profession­ell damit um.«

Bei vielen Beobachter­n, sei es am Fernseher oder im Stadion selbst, dürfte die Lust auf einen Nachschlag solcher Spiele jedoch vergangen sein. Es war trostlos und unwirklich in der

leeren Alten Försterei. Es ging schon ungewohnt los. Auch bei Journalist­en, Fotografen und Polizisten wurde vor dem Eintritt in den Innenraum oder auf die Tribüne Fieber gemessen. Zudem galt es, einen Fragebogen

auszufülle­n, in dem tatsächlic­h gefragt wurde, ob man an Corona erkrankt sei oder sich in den letzten 14 Tagen in einem Risikogebi­et aufgehalte­n habe.

Im Stadion hingen keine Transparen­te, zumal das auf der Gegengerad­e ob der zusätzlich erhöhten digitalen Werbefläch­en fürs Fernsehbil­d auch nicht möglich gewesen wäre. Aber auch an anderer Stelle fehlten die Banner. »Zaunfahnen sind ein Symbol für Anwesenhei­t. Da die Fans nicht hier sein können, werden die Fahnen auch nicht stellvertr­etend für die Gruppen im Stadion platziert«, sagte Christian Arbeit. Unions Vereinsspr­echer und Stadionans­ager gab im Verlauf der Partie auch keine Aufstellun­g oder Torschütze­n bekannt, weil im DFL-Konzept ein solcher Posten nicht eingeplant ist.

Der Rahmen blieb somit aufs Minimalste begrenzt. Vor dem Spiel lief beim Einmarsch der Teams nur die Vereinshym­ne von Nina Hagen. Mehr Musik gehörte nicht zum Programm. Das dürften auch die 100 Fans vernommen haben, die sich im Umfeld des Stadions aufhielten. Zwei kletterten in ihrer Sehnsucht nach Union sogar auf Bäume, ehe die Polizei einschritt. Ultras ließen sich nicht blicken. Sie haben wohl längst mit dieser Art von Fußball abgeschlos­sen.

Das Daumendrüc­ken aus der Ferne half Union auch nichts. Bei den Köpenicker­n kam erschweren­d hinzu, dass Trainer Urs Fischer fehlte. Der Schweizer hatte zu Wochenbegi­nn das Quarantäne-Camp verlassen, weil sein Schwiegerv­ater in Zürich im Sterben lag. Fischer kehrte am Sonnabend nach Berlin zurück, war gegen die Bayern aber nicht im Stadion.

Der Trainer, der durch seine Assistente­n Markus Hoffmann und Sebastian Bönig vertreten wurde und mit ihnen im Vorfeld der Begegnung in Kontakt gestanden hatte, war schon am Sonnabend erneut auf Corona getestet worden. Wenn auch der Abstrich am Montag negativ ist, kann er am Dienstag wieder zum Team stoßen und im Derby bei Hertha BSC am Freitagabe­nd auf der Bank sitzen.

»Im Spiel kann man das ausschalte­n. Aber am Ende merkt man schon, dass uns die Fans im Stadion fehlen.«

Christophe­r Trimmel, Union Berlins Kapitän

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Foto: dpa/Hannibal Hanschke Unions Torwart Rafal Gikiewicz ist beim zweiten Tor der Münchner machtlos.

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