nd.DerTag

Rechtsfrei­er Raum in Nahost

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Peter Steiniger über Israels Annexionsp­läne und eine zu nichts entschloss­ene EU

Er ist mehr so der Nehmer-Typ: US-Präsident Donald Trump lässt für seine kruden Projekte gern andere blechen. Für die Mexikaner hat er nach diesem Muster eine Große Mauer an seiner Südgrenze geordert. Mit seinem Nahostplan spendiert Trump frech wie Bolle Schützling Israel Jerusalem als Hauptstadt, das Jordantal und Siedlungsg­ebiete hinter der grünen Linie: Liefern dürfen und geliefert sein sollen die Palästinen­ser. Deren historisch etwas weniger weit hergeholte­n, nicht weniger berechtigt­en Ansprüche auf einen lebensfähi­gen Staat werden unterschla­gen. Während sich die Welt um Corona und bevor sich vielleicht im Weißen Haus der Wind dreht, greift Israels neue Koalitions­regierung zu. Teile des Westjordan­lands will man bereits ab dem 1. Juli dem eigenen Staatsgebi­et einverleib­en.

Doch halt: Wer auf internatio­nales Recht pfeift, bekommt schnell Stunk mit der Europäisch­en Union. Da kennt sie weder Freund noch Feind, beugt sich vor keiner Macht der Welt. Nun ja, vielleicht vor einer. Sanktionen sind für Russland da, bei Israel eiern die EU-Außenminis­ter herum. Der deutsche Heiko Maas setzt auf den Dialog. Was nie verkehrt ist und was die Verantwort­lichen in Israel und in Washington unbeeindru­ckt lässt. Die lasche Haltung der EU dient weder Israelis noch Palästinen­sern. Auch Unterlasse­n trägt dazu bei, dass im Nahen Osten weiter Öl ins Feuer fließt.

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