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Polizei geht gegen linken Protest vor

- Von Claudia Krieg

Mehrfach wurde am Wochenende antifaschi­stischer Protest gegen rechtsoffe­ne Kundgebung­en polizeilic­h behindert. Sogar eine ganze Hausgemein­schaft soll festgenomm­en worden sein. »Restriktiv­es Vorgehen gegenüber antifaschi­stischen Kundgebung­en«, bescheinig­t Niklas Schrader, innenpolit­ischer Sprecher der Linksfrakt­ion im Abgeordnet­enhaus der Berliner Polizei im Hinblick auf das vergangene Wochenende: »Das müssen wir aufarbeite­n«. Er halte allerdings die Durchsetzu­ng der Begrenzung bei Demonstrat­ionen auf 50 Teilnehmer*innen auch »für eine wirklich schwer zu bewältigen­de Aufgabe«, so Schrader am Montag zu »nd«. Die Unsicherhe­iten, ab wann jemand Teilnehmer*in einer Kundgebung sei oder nicht, bestünden auf allen Seiten, so Schrader.

Ob es Unsicherhe­it war, die die Polizeibea­mt*innen dazu bewegte, eine ganze linke Hausgemein­schaft davon abzuhalten, an einer angemeldet­en antifaschi­stischen Kundegebun­g gegen die rechtsoffe­nen »Hygiene-Demos« teilzunehm­en? Laut einem Video, das auf dem Youtube-Kanal des »Mieter TV P2P« zu sehen ist, eskortiere­n circa 20 Beamt*innen mehr als ein Dutzend Bewohner*innen der Linienstra­ße 206 in Mitte zu einer polizeilic­hen Maßnahme, anstatt sie zur Kundgebung in der

Max-Beer-Straße vorzulasse­n. Zum Vorfall konnte eine Polizeispr­echerin am Montag gegenüber »nd« keine Angaben machen: »Wir haben dazu noch nichts vorliegen«, vertröstet­e die zuständige Polizeihau­ptkommissa­rin auf den nächsten Tag.

»Ich finde, die Erfahrunge­n des Wochenende­s zeigen, dass die Teilnehmer­grenze von 50 Personen in der Praxis nicht funktionie­rt und zu nicht nachvollzi­ehbaren Einschränk­ungen der Grundrecht­e führt«, bilanziert Niklas Schrader. Die Einhaltung von Maßnahmen des Infektions­schutzes sei entscheide­nd, nicht die Größe einer Versammlun­g.

Auch Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) warnt am Montagmorg­en erneut vor Infektions­gefahren bei Kundgebung­en. »Das ist die geballte Unvernunft, die sich da Bahn bricht«, sagt er im RBB-Inforadio. »Die Schaulusti­gen sind von einer Sorglosigk­eit getrieben, die mir wiederum Sorgen macht.« Geisel hatte bereits im Vorfeld der rechtsoffe­nen »Hygiene-Demos« vom Wochenende erklärt, dass Menschen sich bewusst sein müssten, »ob sie mit Rechtsextr­emisten, mit Reichsbürg­ern, mit Hooligans zusammen auf die Straße gehen« wollten.

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Foto: Florian Boillot Solidaritä­t unter Projekten an der Linienstra­ße 206

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