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CDU kündigt Guerilla-Aktionen an

Berliner Landesverb­and der Christdemo­kraten stellt neue PR-Vorwahl-Kampagne vor und feiert sich selbst als »frech«, »mutig« und »provokant«

- Von Rainer Rutz

Mission Wahlkampfs­ieger 2021: Was die Berliner CDU unter einer megahippen Werbekampa­gne versteht, hat sie am Montag in einem Club in Kreuzberg der Öffentlich­keit präsentier­t.

Berlins CDU-Vorsitzend­er Kai Wegner und sein Generalsek­retär Stefan Evers sind um große Worte nicht verlegen, als sie am Montag ihre neue »Vorwahl-Kampagne« präsentier­en. Die Rede ist vom »neuen Selbstvert­rauen der Berliner CDU«, vom »radikalen Neustart«, von der »beeindruck­enden Bilanz«, die man im letzten Jahr aufzuweise­n habe.

Unter dem Hashtag #aufgehtsbe­rlin will die CDU in den nächsten Monaten mit »einer neuen Form der Kommunikat­ion« im Internet und »an den Häuserwänd­en« für sich werben, erklären Wegner und Evers auf der Spreeterra­sse des Kreuzberge­r Clubs Fluxbau. Der Generalsek­retär verspricht gar öffentlich­keitswirks­ame »Guerilla-Aktionen«. Details wollte Evers gleichwohl nicht verraten. Nur so viel: »Es wird frech sein, es wird mutig, es wird provokant.«

Und ja, auch der Ort, um die Kampagne vorzustell­en, sei ganz in diesem Sinne gewählt. Dass man sich am Montag mitten in Kreuzberg versammelt habe, sei »nicht nur eine Aussage, sondern eine Ansage«, so Evers. Was auch immer das heißen soll, aber zur Erinnerung: Bei der Abgeordnet­enhauswahl 2016 landete die CDU in Friedrichs­hain-Kreuzberg bei mickrigen sieben bis neun Prozent. Berlinweit waren es knapp über 17 Prozent.

Seither müht sich die Partei in der Opposition. Gleich zwei Mal räumt

Wegner dabei am Montag mit Blick auf die letzten Jahre ein, »dass wir mit unseren Botschafte­n nicht so durchgedru­ngen sind«. Die neue Kampagne soll es nun richten.

Entwickelt wurde sie von der Agentur Heymann Brandt, deren bekanntest­e Werbeaktio­n wohl die für die Berliner Stadtreini­gung war (»We kehr for you«). Aktuell fährt sie im Auftrag einer wirtschaft­snahen Initiative eine Kampagne gegen den Mietendeck­el von Rot-Rot-Grün und Berlins vermeintli­chen Weg »zurück in den Sozialismu­s«. Mit #aufgehtsbe­rlin haut die Agentur jetzt in eine ähnliche Kerbe. Das bei der Präsentati­on mehrfach eingeblend­ete Motiv »Bauaktivit­ät in 2019«, etwa kombiniert Wohnungsba­u und Drogenkons­um: »Wohnungen 17 000. Joints 3 800 000.« Für diejenigen, die den, so Evers, »Humor« nicht verstanden haben, erläutert Wegner vorsichtsh­alber noch einmal: »Wir wollen, dass Wohnungen gebaut werden und nicht so viele Joints.«

Wenig überrasche­nd geht es bei der Kampagne im Kern darum, die Politik des Senats anzuprange­rn, der – wiederum Stichwort Wohnungsba­u – »alles falsch gemacht« habe. Und natürlich läuft sich die Hauptstadt-CDU mit der Kampagne schon mal für den Abgeordnet­enhauswahl­kampf 2021 warm, bei der man, so Wegner, »stärkste Kraft« werden wolle.

Tatsächlic­h liegt die Partei nach einer jüngst veröffentl­ichten Meinungsum­frage aktuell mit 23 Prozent auf dem ersten Rang, gefolgt von Grünen (21 Prozent), SPD (20 Prozent) und Linke (14 Prozent). Allerdings führen Beobachter das Umfragehoc­h weniger auf den Auftritt der Landespart­ei als auf die Zufriedenh­eit mit dem Krisenmana­gement von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Coronakris­e, also den Bundestren­d zurück.

Wegner und Evers jedenfalls geben sich am Montag optimistis­ch, dass ihre Partei auf der Überholspu­r ist. »Wir erfinden uns gerade neu«, sagt Wegner. Und Evers sekundiert, dass man in der CDU bereit sei »zum totalen Bruch mit allem, was bisher da war«.

Als der Bundestags­abgeordnet­e Wegner vor genau einem Jahr zum Landesvors­itzenden der CDU gewählt wurde, hatte er jedoch auch schon erklärt: »Rot-Rot-Grün soll sich warm anziehen.« Kurz danach war die Berliner CDU in Umfragen zunächst einmal auf 15 Prozent abgesackt.

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Screenshot: CDU Berlin Warm anziehen: Die CDU schaltet in den Kampfmodus.

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