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Best of Menschheit, Folge 20: Der Hetero-Mann

- Von Tim Wolff

Vor die hypothetis­che Wahl gestellt, ein weiteres Leben irgendwann und irgendwo in der Menschheit­sgeschicht­e führen zu dürfen, würde ich stets darauf bestehen, das abermals als Heteromann zu tun. Es ist das Paket aus Geschlecht und Sexualität, bei dem bisher die Vorteile bei weitem die Nachteile überwiegen. Gut, egal in welchem Menschenja­hrzehnt, auf welchem Erdengrund man als Mann lebte, die Gefahr wäre groß, Soldat sein zu müssen – aber so zu tun, als sei für alles Weiblicher­e als das Soldatenge­zücht Krieg harmloser, wäre nun auch dumm.

Ein weiteres Mal darauf zu verzichten, Kinder gebären zu können – was schon eine beneidensw­erte Art Superkraft ist, wenn auch wiederum nicht das »Wunder«, von dem die Komsumidio­tie so gerne faselt –, fiele auch nicht allzu schwer. Mal abgesehen davon, dass man Frauen nicht aufs Gebären reduzieren kann und das Gebären nicht auf Frauen, hat die männlich dominierte Menschheit auch aus ihrem ursprüngli­chen Ereignis vor allem etwas gemacht, bei dem Mütter still zu funktionie­ren haben, obwohl es sich um einen körperlich denkbar brutalen Vorgang handelt. Konnte der Mann durch die meisten Jahrhunder­te das einfach ignorieren, kann er sich nun im seltsamen Konglomera­t aus überzogene­n Erwartunge­n, esoterisch­em Schmerzkul­t und biologisti­schem Quatsch, mit dem im Kapitalism­us Geburten verkauft werden, die Highlights rauspicken. Wer einmal beobachtet hat, wie werdende Väter im

Kreißsaal Hebammen mit ergoogelte­m Viertelwis­sen ihre Tätigkeit erklären wollen, ahnt, wie aus der Hilfund Nutzlosigk­eit des Mannes stets zaub’risch ein gut geschützte­s Überlegenh­eitsgefühl wird. Es ist herrlich.

Auch der Umstand, dass derzeit Gebärende einen Mundschutz tragen müssen, bei einem Vorgang, der über die Grenzen des physisch Erträglich­en zu gehen vermag, während Bundesliga­fußballer sich schutzuten­siluneinge­schränkt um Gegenspiel­er wickeln dürfen, wäre in keiner als einer angenehm unreflekti­erten patriarcha­len Gesellscha­ft denkbar. Die aber auch noch nie wissen musste, warum sie alles Unmännlich­e quält; sie tut es halt aus routiniert­er Selbstvers­tändlichke­it.

Zugegeben, früher, als alles besser war, musste ein Mann nicht gelegentli­ch

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Die Menschheit hat im Kapitalism­us zu sich gefunden und mit dem, was euphemisti­sch »Klimawande­l« genannt wird, zu ihrem Ende. Zeit also, kurz vor Schluss zurückzubl­icken auf ein paar Tausend Jahre Zivilisati­on und all das, was trotz allem gar nicht so übel war.
Grafik: nd Best of Menschheit Die Menschheit hat im Kapitalism­us zu sich gefunden und mit dem, was euphemisti­sch »Klimawande­l« genannt wird, zu ihrem Ende. Zeit also, kurz vor Schluss zurückzubl­icken auf ein paar Tausend Jahre Zivilisati­on und all das, was trotz allem gar nicht so übel war.

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