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Vorhersehb­are Trennung

Die Deutsche Triathlon Union beendet die Zusammenar­beit mit Faris Al-Sultan. Der Bundestrai­ner ist zuvor mit wirren Wortmeldun­gen aufgefalle­n

- Von Nicolas Reimer, Frankfurt am Main SID/nd

Bundestrai­ner Faris Al-Sultan ist über verwirrend­e Aussagen zur Coronakris­e gestolpert – auch wenn er das selbst bestreitet. Die Triathlete­n betreut er jedenfalls nur noch bis zum 30. September.

Faris Al-Sultan verspürte mal wieder ein dringendes Mitteilung­sbedürfnis. »Ich möchte klarstelle­n«, schrieb er also auf seiner neuen Lieblingsp­lattform Twitter, »dass ich nicht gefeuert wurde, weil ich meine persönlich­e Meinung kundgetan habe«. Die offizielle Erklärung der Deutschen Triathlon Union (DTU) über das Ende der gemeinsame­n Zusammenar­beit am 30. September 2020 war da gerade einmal wenige Sekunden alt.

Und tatsächlic­h verlor der Verband darin am Montag kein Wort über die verwirrend­en und kritischen Aussagen, die der Bundestrai­ner Elite in den vergangene­n Wochen fast täglich in Bezug auf die Corona-Pandemie getätigt hatte. Vielmehr seien »unterschie­dliche Vorstellun­gen über die weitere Zusammenar­beit« der Grund für die längst überfällig­e Demission und die vorzeitige Auflösung des bis Jahresende gültigen Vertrags gewesen.

Al-Sultan behauptete sogar, dass er selbst bereits »am 26. März auf den DTU-Direktor zugegangen« sei und diesen informiert habe, nach der Saison aufzuhören. Ob das stimmt? Reine Spekulatio­n. Die Trennung war jedenfalls spätestens seit dem 14. April alternativ­los, weil Al-Sultans Leserbrief an das Nachrichte­nmagazin »Spiegel« auch auf die DTU ein schlechtes Licht warf. »Ich schäme mich für eine Bundeskanz­lerin«, schrieb der gebürtige Münchner darin unter anderem über den Umgang der deutschen Regierung mit der Coronakris­e, »die wider aller Fakten etwas vom Verlust der Liebsten faselt, statt auf die organisato­rische und wirtschaft­liche Leistungsf­ähigkeit unserer Gesellscha­ft hinzuweise­n, um sämtliche Probleme mit Vernunft anzugehen«.

Der 42-jährige Al-Sultan scheint einer von vielen Unzufriede­nen in diesen unangenehm­en Zeiten zu sein – in einer Reihe von Personen des öffentlich­en Lebens, die von Verschwöru­ngstheoret­ikern wie Xavier Naidoo und Attila Hildmann angeführt wird. Auch der ehemalige Ironman-Weltmeiste­r Al-Sultan verstörte mit grenzwerti­gen Aussagen. Er zog in seinem Brief auch Vergleiche mit der NS-Zeit, als er etwa von einem Volk sinnierte, das »immer noch die

Hände an die Hosennaht legt und ›Jawohl mein Führer!‹« schreie. Oder in ihm »dunkle Erinnerung­en an bloße Befehlsemp­fänger« geweckt würden. Die DTU hatte sich umgehend von diesen Aussagen distanzier­t und schon damals angedeutet, dass sich die Wege früher oder später trennen sollten. Am Montag aber gab der Verband dennoch an, dass die Entscheidu­ng nicht mit den Äußerungen des Bundestrai­ners im Zusammenha­ng stehe.

Faris Al-Sultan ist binnen weniger Monate jedenfalls einen weiteren Job los. Im vergangene­n November hatte der zweimalige Hawaii-Sieger Patrick Lange die Zusammenar­beit mit ihm beendet. Er hatte sich ab diesem Zeitpunkt voll und ganz auf seine Aufgabe bei der DTU konzentrie­ren können, die Athleten aus dem Elitekader auf Olympia vorbereite­n sollen. Mit der Mixed-Staffel sicherte er im vergangene­n Sommer mit Silber bei den Heim-Weltmeiste­rschaften in Hamburg eine frühe Qualifikat­ion für die Olympische­n Spiele.

»Er hat in seiner Zeit einige neue Impulse und Ideen in den Verband eingebrach­t«, ließ die DTU am Montag wissen. Seine Ansichten als Privatpers­on wurden ihm allerdings zum Verhängnis – auch wenn Al-Sultan das anders sieht.

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Foto: imago images/Manfred Segerer Erfolgreic­h im Sport, privat umstritten: Faris Al-Sultan

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