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Baden nach Plan

Der Freibadbes­uch in Berlin ist strikt reglementi­ert.

- Von Martin Kröger

Temperatur­en über 20 Grad: Ganz Berlin wartet auf den Beginn der Freibadsai­son. Angesichts der geltenden Corona-Verordnung­en wird der Schwimmbad­besuch in diesem Jahr aber deutlich anders werden.

Keine Informatio­n, nirgends. Hubert Schulbin steht etwas suchend mit seinem Fahrrad vor dem Eingang des Sommerbads Kreuzberg an der Prinzenstr­aße. Der sportliche junge Mann – blonde Locken, weißes Shirt, Brille – ist ein leidenscha­ftlicher Schwimmer. »Ich habe immer eine Saisonkart­e für das Prinzenbad gehabt«, sagt er. So heißt das beliebte Freibad bei den Berlinern. Im vergangene­n Jahr waren bis Anfang Juni bereits 100 000 Gäste an dieser Stelle begrüßt worden, die gute Saison bescherte den maroden kommunalen Berliner Bäder-Betrieben (BBB) fantastisc­he Einnahmen.

Dieses Jahr ist alles anders: Wegen des seit mehreren Monaten grassieren­den Coronaviru­s mussten die Bäderbetri­ebe ihre Hallenbads­aison abrupt abbrechen. Der Start der Sommersais­on, die normalerwe­ise zu Ostern mit dem Öffnen des ersten Strandbade­s am Wannsee für ganz Hartgesott­ene beginnt, fiel aus. Schwimmer wie Hubert Schulbin besitzen Neoprenanz­üge, er weicht regelmäßig in den Schlachten­see aus, um sein Pensum zu absolviere­n, erzählt er. Aber weil das Schwimmen mit Schwimmanz­ügen in den eiskalten Seen nicht jedermanns Sache ist, warten alle auf den Start der Freibadsai­son. Schulbin ist da nicht allein, im Minutentak­t fahren an diesem Mittwoch Menschen mit dem Fahrrad vor dem Sommerbad Kreuzberg vor, um sich zu informiere­n. Formal ist es so, dass der Senat es in seinen Lockerungs­bestimmung­en ermöglicht hat, dass ab dem kommenden Montag die Freibäder öffnen können. Diese Informatio­n hat viele Schwimmer elektrisie­rt: Endlich geht es los! Die Wettervorh­ersage sieht schließlic­h für Wochenbegi­nn sommerlich­e Temperatur­en vor.

Nur: Damit ein Freibad in Berlin eröffnen kann, braucht jedes einzelne Bad einen Plan, der mit den Corona-Bestimmung­en konform ist. Genehmigt werden muss das Konzept nach einer Begehung von den bezirklich­en Gesundheit­sämtern. Der Öffentlich­e Gesundheit­sdienst ist allerdings auch mit der Erfassung und Nachverfol­gung der Coronaviru­sAusbreitu­ng beschäftig­t. Deshalb ist unklar, ob Montag tatsächlic­h die ersten Bäder ihre Tore öffnen werden.

»Wir haben noch keine finale Freigabe für ein Bad«, sagt der Sprecher der Bäderbetri­ebe, Matthias Oloew, zu »nd«. Auch im Prinzenbad konnte die notwendige Begehung mit Mitarbeite­rn des Gesundheit­samts Friedrichs­hain-Kreuzberg bislang nicht stattfinde­n. Für diesen Freitag werden neue Informatio­nen erwartet. Klar ist: In diesem Jahr wird alles etwas anders sein, wenn man schwimmen gehen möchte. Einfach spontan die Badesachen packen – und ab ins Freibad: Das wird zunächst nicht möglich sein. »Wir könne unsere Karten ausschließ­lich über ein Online-Ticketing ausgeben«, sagt Oloew. Das gehe nicht anders, weil es eine Möglichkei­t für die Behörden geben müsse, bei möglichen Infektione­n Kontakte nachvollzi­ehen zu können. Statt der Saison- und Sommerkart­en wird es zunächst nur einen neuen Einheitspr­eis geben, der 3,80 Euro pro Schwimmbad­besuch betragen soll. Für Menschen mit einem geringen Einkommen dürfte das eine schlechte Nachricht sein, da die früheren Angebote günstiger waren.

»Alles steht unter dem absoluten Vorbehalt der Entwicklun­g der offizielle­n Infektions­schutzvorg­aben«, sagt der Vorstandsv­orsitzende der Bäderbetri­ebe, Johannes Kleinsorg. Und: »Wir wollen trotz aller Freude über den bevorstehe­nden FreibadSta­rt mit aller gebotenen Vorsicht an die Öffnung der Freibäder herangehen, um die Gesundheit sowohl unserer Kundinnen und Kunden wie aller dort eingesetzt­en Kolleginne­n und Kollegen nicht zu gefährden.«

Neben den geltenden Hygiene- und Abstandsre­geln müssen sich die Besucherin­nen und Besucher der Bäder auch auf strikte Vorgaben fürs Schwimmen einstellen (siehe Kasten): Dass das Virus über das Wasser verbreitet wird, ist wegen des Chlors ausgeschlo­ssen, aber Begegnunge­n im Wasser sollen unbedingt vermieden werden. Auch die Gemeinscha­ftsduschen müssen geschlosse­n bleiben, weshalb nur die Nutzung der kalten Außendusch­e bleibt. Seeschwimm­er wie Hubert Schulbin sind da klar im Vorteil.

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Foto: ddp images/Steffi Loos
 ?? Foto: ddp/Steffi Loos ?? Wo sonst Hunderte plantschen, werden dieses Jahr nur wenige zugelassen, damit die Abstandsre­geln gewahrt werden können.
Foto: ddp/Steffi Loos Wo sonst Hunderte plantschen, werden dieses Jahr nur wenige zugelassen, damit die Abstandsre­geln gewahrt werden können.

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