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Freiwillig geht nichts

- Jörg Meyer begrüßt die Vorgaben für die Fleischind­ustrie

Nun kommt endlich das Verbot von Werkverträ­gen und Leiharbeit in der Fleischind­ustrie. Ein Grundpfeil­er des seit Jahren bestehende­n Ausbeutung­ssystems bricht damit weg, und das ist eine gute Sache. Neben der Verpflicht­ung, die miesen Arbeitsbed­ingungen von Schlachtho­farbeitern zu verbessern, dürfte es dem Arbeitsmin­ister überhaupt nicht geschmeckt haben, den Ausputzer und Sündenbock für die Verfehlung­en von Industrie und anderen Ministerie­n spielen zu müssen. Zuletzt hatte die Fleischind­ustrie im Jahr 2015 eine – vom Wirtschaft­sministeri­um ausgehande­lte – Selbstverp­flichtung unterzeich­net, die zu wenig geführt hat, wie so oft in der Vergangenh­eit.

Jetzt soll es also verbindlic­he Vorgaben geben. Die Probleme für die Beschäftig­ten in der Fleischind­ustrie sind damit nicht auf einen Schlag vom Tisch. Bis sich wirklich nachhaltig etwas verbessert, die Zahl der Festangest­ellten steigt, Betriebsrä­te gewählt und Tarifvertr­äge abgeschlos­sen sind, wird es Jahre dauern.

Einer der interessan­testen Punkte in dem vom Bundeskabi­nett verabschie­deten Eckpunktep­apier ist indes: Arbeits- und Landwirtsc­haftsminis­terium sollen eine Studie vorlegen, um mögliche Synergien beim Verbot von Werkverträ­gen zu prüfen. Heißt: Das Verbot könnte auf andere Branchen ausgeweite­t werden. Die Tür ist damit aufgestoße­n, um einige Verfehlung­en der rot-grünen Liberalisi­erung des Arbeitsmar­ktes im Jahr 2004 zurückzudr­ehen. Immerhin.

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