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Stockende deutsch-kubanische Kooperatio­n

Bundesmini­sterium strukturie­rt Entwicklun­gszusammen­arbeit neu. Umsetzung von Abkommen kommt kaum voran

- Von Andreas Knobloch, Havanna

Das BMZ nimmt Strukturre­form vor und beendet die bilaterale Zusammenar­beit mit etlichen Ländern, darunter Kuba. An aktuellen Projekten läuft dort ohnehin wenig.

In etwa 85 Ländern ist das deutsche Bundesmini­sterium für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (BMZ) aktiv, meist über die Gesellscha­ft für Internatio­nale Zusammenar­beit (GIZ) oder die Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW). Im Zuge einer Ende April angekündig­ten Neuausrich­tung soll unter dem Motto »Weg von der Gießkanne« diese bilaterale Kooperatio­n mit etwa einem Drittel der Länder beendet werden. Auch mit Kuba, berichtete die »Frankfurte­r Allgemeine« mit Verweis auf eine dem Blatt vorliegend­e Liste.

»Wir beenden mit keinem Land die Zusammenar­beit, sondern wir steuern in einer Reihe von Ländern um«, sagt auf Nachfrage eine Sprecherin des Ministeriu­ms. Dies betreffe vor allem die direkte zwischenst­aatliche Zusammenar­beit. Bei den betroffene­n Ländern würden weiterhin Zivilgesel­lschaft, Kirchen sowie Investitio­nen der Privatwirt­schaft gefördert, Initiative­n der EU und multilater­aler Institutio­nen unterstütz­t werden. Ein Realitätsc­heck zu Kuba fördert ein tristes Bild zutage. Zwar gibt es in Havanna seit Oktober 2018 ein Deutsches Büro zur Förderung von Handel und Investitio­nen. Doch das fehlende Entwicklun­gshilfeabk­ommen mit Kuba sei ein großes Hemmnis, beklagen deutsche Unternehme­r auf der Insel.

Häufig bleiben Investitio­nsprojekte bereits in der Entwicklun­gsphase stecken, vor allem wegen der schwierige­n Finanzieru­ngsbedingu­ngen. Kuba selbst steckt in Zahlungssc­hwierigkei­ten, woran auch mehrfach eine Erhöhung von Hermes-Bürgschaft­en scheiterte. Dass sich derzeit keine deutsche Bank findet, die Projekte auf Kuba finanziert, ist vor allem auf die Wirtschaft­sblockade durch die USA zurückzufü­hren, unter der Kuba seit fast sechzig Jahren leidet. Sie erstreckt sich auch auf Firmen von Drittstaat­en, weshalb potenziell­e Investoren vorsichtig agieren.

Die deutsche Entwicklun­gszusammen­arbeit mit Kuba liegt ohnehin seit 2003 auf Eis, ebenso wie ein bereits ausgehande­ltes deutsch-kubanische­s Kulturabko­mmen – eine Reaktion auf die Verhaftung und Verurteilu­ng von 75 Systemkrit­ikern in Kuba im März 2003. Diese kamen 2010 auf Vermittlun­g der Katholisch­en Kirche wieder frei. Während die Wiederannä­herung zwischen der EU und Kuba danach schnell vorankam, braucht Deutschlan­d länger. Beim Besuch des damaligen Außenminis­ters Frank Walter Steinmeier (SPD) in Havanna im Juli 2015 unterzeich­neten beide Staaten zwei Rahmenabko­mmen über die politische, kulturelle und wirtschaft­liche Zusammenar­beit.

Seitdem ging es kaum voran. »In Kuba wurden Maßnahmen der bilaterale­n staatliche­n Zusammenar­beit noch nicht umgesetzt, daher können diese auch nicht beendet werden«, so das Ministeriu­m. Auf eine kurze Formel gebracht: Wo man nie richtig eingestieg­en ist, kann man auch nicht aussteigen. Vom BMZ mitgeförde­rte »Projekte der Zivilgesel­lschaft und anderer Träger« seien von der Reform nicht betroffen und solche würden auch künftig möglich sein. Dazu zählten derzeit Einzelmaßn­ahmen aus dem Studien- und Fachkräfte­fonds, eine Dreiecksko­operation Mexiko-Kuba-Deutschlan­d im Bereich erneuerbar­er Energien und Energieeff­izienz, Kooperatio­nen von Kirchen, privaten Trägern und zur Sozialstru­kturförder­ung sowie Vorhaben der politische­n Stiftungen. Das BMZ fördere zudem zwei Partnersch­aften mit der Wirtschaft sowie ein Sparkassen­projekt. Die Kooperatio­n mit Kuba werde auch durch multilater­ales Engagement fortgeführ­t, betont das BMZ. Es verweist darauf, dass Deutschlan­d durch seinen Beitrag zum EU-Haushalt indirekt für mehr als 20 Prozent der EU-Entwicklun­gsgelder aufkomme und so »auch die Entwicklun­gszusammen­arbeit der EU mit Kuba« unterstütz­e.

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Foto: imago images/Joana Kruse An der Sanierung des Kapitols in Kubas Hauptstadt Havanna wirkten deutsche Denkmalpfl­eger mit.

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