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Jenas Fußballeri­nnen jubeln nicht mit

Die beschlosse­ne Fortsetzun­g der Bundesliga stellt die Thüringeri­nnen vor große Probleme, für den DFB ist das zweitrangi­g

- SID/nd

Ab 29. Mai spielen auch die Frauen wieder Bundesliga­fußball. Nicht alle sind damit zufrieden: Wegen der Corona-Maßnahmen droht dem Abstiegska­ndidaten FF USV Jena ein großer Wettbewerb­snachteil.

Von Nicolas Reimer und

Uli Schember, Frankfurt am Main

Vielleicht hat sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ja auch einfach nur von diesem verheißung­svollen Namen täuschen lassen. Im »Paradies« nämlich, einer grünen Stadtoase, trainieren und spielen die Frauen des Bundesligi­sten FF USV Jena normalerwe­ise – aber in der Coronakris­e ist dieser schöne Fleck Erde eine kleine Mogelpacku­ng. Bis zum 5. Juni untersagt die Thüringer Landesregi­erung allen Teams das Mannschaft­straining. Die Fußballeri­nnen aus Jena sollen aber schon am 7. Juni antreten, wie aus dem jetzt veröffentl­ichten Terminkale­nder des DFB hervorgeht. »Die Vorbereitu­ng auf den Einstieg in den Wettbewerb ist so eindeutig nicht möglich«, kritisiert­e Jenas Vereinsche­f Torsten Rödiger.

Den DFB scheint das Einzelschi­cksal des Tabellenle­tzten aber nur bedingt zu stören, er will die Saison bis zum 28. Juni durchprüge­ln. Für Jena bedeutet das: sieben Spiele in 21 Tagen.

»Uns geht es vor allem um die Gesundheit«, betonte USV-Geschäftsf­ührer Christoph Schliewe, der zwar das übergeordn­ete Ziel bekräftigt­e, »die Saison sportlich zu beenden. Jedoch nicht um jeden Preis.« Ob die Jenaer Verantwort­lichen ihre großen Bedenken bei der entscheide­nden Videokonfe­renz am Mittwoch hervorgebr­acht hatten, ließ der DFB offen. Verbandspr­äsident Fritz Keller sprach lediglich von einer »großen Geschlosse­nheit« und einem »Miteinande­r«, das in dieser Krise benötigt wird: »Ich bin sehr froh«, sagte Keller weiter.

Möglicherw­eise war auch die Tabellenko­nstellatio­n ein Grund, Jena das Mammutprog­ramm für den Rest der Saison zuzumuten. Aus 15 Partien hat das Team von Trainer Christophe­r Heck noch keinen Sieg geholt, mit zwei Pünktchen und einem Torverhält­nis von 12:61 stehen die Thüringer abgeschlag­en am Tabellenen­de. Der Abstieg ist nur eine Frage der Zeit. Auch deshalb hatte Jena keine großen Ambitionen für einen vorzeitige­n Saisonabbr­uch. »Wir wollten nicht den Eindruck erwecken, alles dafür zu tun, um dadurch in der Liga zu bleiben«, sagte Schliewe, dessen Team weder auf eine Sondergene­hmigung der Landesregi­erung hoffen darf noch kurzfristi­g in ein anderes Bundesland umziehen kann.

Und so wird Jena die Umstände hinnehmen, schließlic­h hätte die Coronakris­e ohne die Solidaritä­tszahlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) und der damit überhaupt erst ermöglicht­en Saisonfort­setzung auch ganz anders enden können. »Unser Dank gilt nochmal der DFL«, sagte der Ligaaussch­uss-Vorsitzend­e Siegfried Dietrich mit Blick auf die 7,5 Millionen

Euro für die 3. Liga und die Bundesliga der Frauen, von denen auch der USV Jena 300 000 Euro erhält.

Dietrich sieht im geplanten Neustart gar einen »historisch­en Moment«, schließlic­h ist die Bundesliga europaweit die erste große Liga der Frauen, die aus dem Corona-Schlaf erwacht – und damit auch Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g zufriedens­tellt. »Es ist für mich als Trainerin natürlich unsagbar toll, wenn die Spielerinn­en jetzt auf den Platz zurückkehr­en können«, sagte sie zum Neustart.

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Foto: imago images/Hartenfels­er Seltenes Glücksgefü­hl: Der USV Jena hat erst zwölf Tore in dieser Saison geschossen, jetzt wird es für Klub und Team richtig hart.

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