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Finanzen im Ruhestand: Worauf muss ich achten?

Finanzen im Ruhestand

- Von Hermannus Pfeiffer

Es gibt gute Gründe, sich auch im Ruhestand Gedanken über seine zukünftige­n Finanzen zu machen: Für die Erfüllung lang gehegter Wünsche zum Beispiel oder um unvorherge­sehene Ausgaben, etwa für die Gesundheit, abzufedern.

Kürzlich lud ausgerechn­et die Finanzaufs­icht Bafin zum Stammtisch, digital per Video im Internet. Doch nicht Banker oder Finanzexpe­rten bildeten das werte Publikum, sondern ältere Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r. Zum Hintergrun­d: Seit einigen Jahren ist die Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (Bafin), mit Doppelsitz in Bonn und Frankfurt am Main, auch für Verbrauche­rschutz zuständig.

Der Wechsel in den Ruhestand bedeutet für die allermeist­en Menschen nicht allein persönlich­e, sondern auch finanziell­e Veränderun­gen. Das regelmäßig­e Einkommen besteht jetzt aus Rente oder Pension. Es gibt daher gute Gründe, sich spätestens im Ruhestand – besser noch, lange davor – Gedanken über die eigenen Finanzen zu machen.

Eine wichtige Frage, die Sie sich stellen sollten: Werden Einnahmen und Erspartes ausreichen, um derzeitige und künftige Ausgaben zu decken? Denken Sie dabei auch an mögliche zukünftige Ausgaben für Pflege, Unterstütz­ung von Familienan­gehörigen oder an Sanierungs­arbeiten an ihrer Wohnung.

Bleibt dennoch etwas Geld übrig, kann es sich lohnen, einen Teil davon »vernünftig« anzulegen. Etwa, um für künftige größere Ausgaben zu sparen. Bei einer Anlageents­cheidung spielen verschiede­ne Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel Anlageziel­e oder die sogenannte Risikotole­ranz.

Beachten Sie dabei folgende Grundregel­n der Geldanlage: Verbindlic­hkeiten (»Kredite«) auflösen hat Vorfahrt – die sind nämlich teuer; bilden Sie eine Notfallrüc­klage; setzen Sie nicht alles auf eine Karte und legen Sie ihre Anlageziel­e im Voraus fest.

Drei klassische Anlageziel­e

Diese stehen bedauerlic­herweise in einem Spannungsv­erhältnis zueinander. Das verdeutlic­ht das »Magische Dreieck« der Geldanlage. Dessen Eckpunkte sind Rendite, Sicherheit und Verfügbark­eit. Wer beispielsw­eise eine hohe Sicherheit will – und das bietet sich im Alter an – muss auf hohe Renditen wahrschein­lich verzichten. Geldanlage­n, die jederzeit verfügbar sind, wie etwa das Sparbuch, bringen dagegen nur wenige Zinsen ein. Wer sein

Geld langfristi­g und fest anlegt, kann im Regelfall eine höhere Verzinsung erzielen. Diese geht allerdings auf Kosten der Verfügbark­eit.

Machen Sie eine Checkliste

Bevor Sie richtig loslegen, sollten Sie sich Gedanken über folgende Checkliste machen:

– Wie viel Geld können Sie anlegen?

– Wollen Sie einmalig oder regelmäßig (monatlich, quartalswe­ise oder jährlich) Geld anlegen?

– Welche/s Anlageziel/e verfolgen Sie mit der Geldanlage?

– Wie lange wollen Sie Ihr Geld anlegen?

– Wie ausgeprägt ist Ihre Risikobere­itschaft?

– Wie schnell soll Ihr Geld verfügbar sein?

– Bietet man Ihnen ein Finanzprod­ukt an, welches mit Ihren Kenntnisse­n und Erfahrunge­n übereinsti­mmt?

– Haben Sie das Finanzprod­ukt verstanden? Wenn nicht: Lassen Sie die Finger davon!

– Kennen Sie die Risiken des Finanzprod­uktes und können Sie diese tragen?

– Haben Sie die Geschäftst­ätigkeit des Emittenten oder Anbieters verstanden und entspricht sie ihren Vorstellun­gen?

– Welche Emittenten oder Anbieter eines gewünschte­n Finanzprod­ukts gibt es und welcher ist der richtige für Sie?

Beliebte Zielgruppe sind die Alten

Gerade alte Menschen gelten auf dem »Grauen Kapitalmar­kt« als beliebte Zielgruppe. Auf dem grauen Markt tummeln sich Anbieter, die kaum oder gar nicht reguliert werden und die häufig hochriskan­te Anlageprod­ukte anbieten. Das kann ihnen allerdings auch bei einer Bank passieren. Bestenfall­s sind diese Tipps etwas für Profis.

Kaufen Sie daher keine Finanzprod­ukte, die Sie nicht verstehen, die nicht mit Ihren Anlageziel­en in Einklang zu bringen sind oder die Sie finanziell nicht tragen können.

Die Bafin hat »Warnsignal­e« zusammenge­stellt, die darauf hindeuten, dass ein Anbieter oder ein Produkt zweifelhaf­t ist. Dazu gehören ungebetene Telefonwer­bung oder Anrufe durch ein Call-Center. Auch bei Empfehlung­en per E-Mail und ungewöhnli­ch hohen Zins- oder Renditever­sprechen sollten Sie hellhörig werden.

Nichts überstürze­n

Unser Tipp: Gönnen Sie sich ausreichen­d Bedenkzeit und beraten Sie sich gegebenenf­alls mit einer Person Ihres Vertrauens oder einer Verbrauche­rzentrale, bevor Sie Geld investiere­n. Geben Sie ihre Konto- oder Depotdaten, Geheimzahl­en oder Kennwörter nie an unberechti­gte oder fremde Personen weiter. Übermittel­n Sie Unberechti­gten auch keine persönlich­en Unterlagen.

Noch einmal: Haben Sie Zweifel, investiere­n Sie nicht!

Für Verbrauche­r hält die Bafin umfangreic­he Informatio­nen im Internet bereit (www.bafin.de). Sie finden dort unter anderem eine Liste aller zugelassen­en Unternehme­n und aller Finanzgesc­häfte, die untersagt wurden (»Einstellun­gsund Abwicklung­sanordnung­en unerlaubte­r Finanzgesc­häfte«). Sie können auch einfach anrufen. Das Servicetel­efon der Bafin ist kostenfrei unter (0800) 2 100 500 zu erreichen. Das Verbrauche­rtelefon ist von Montag bis Freitag von 8 Uhr bis 18 Uhr erreichbar.

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Foto: dpa/Andreas Gebert Loht es sich, im Alter Geld anzulegen?

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