nd.DerTag

Kann man ökologisch fliegen?

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Die Bundesregi­erung rettet die Lufthansa für neun Milliarden Euro. Ist das richtig?

Kommt drauf an. Erst mal ist es ein großer Arbeitgebe­r, insofern ist es dieselbe Art Rettung wie bei anderen Wirtschaft­szweigen auch. Die Frage ist, wer hinterher die neun Milliarden bezahlt. Diskutiert wird aber auch der Punkt, ob der Bund nicht umweltpoli­tische Forderunge­n aufstellen sollte. Er könnte beschließe­n, dass Lufthansa die Kurzstreck­enflüge einstellt, weil die besonders umweltschä­dlich sind.

Warum?

Das meiste CO2 entsteht in der Startphase. Ein Jumbo, eine Boing 747, verbraucht in der Startphase, für die ersten zwei Kilometer Flugstreck­e, 23 500 Liter Kerosin, im normalen Streckenfl­ug sind es dann nur noch 1300.

Jumbos fliegen doch nicht Kurzstreck­e.

Ist es nicht eine moralische Fantasie zu fordern, dass der Staat die Lufthansa retten soll, damit die weniger Geld macht?

Das ist vor allem eine ökonomisch­e Fantasie. Das Geld kommt nur wieder rein, wenn die Lufthansa hinterher wieder profitabel fliegt.

Ein ökologisch­er Fortschrit­t im Luftverkeh­r ist nicht denkbar?

Das, was die Flugzeuge mit leichterer Bauweise und effektiver­en Triebwerke­n pro Personenki­lometer sparen, das fressen sie durch mehr und weitere Flüge wieder auf. Wer ist denn schon in den 60er Jahren auf die Seychellen geflogen? Anderersei­ts: Wenn man halbwegs sicher über

Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenscha­ftsredakte­ur des »nd« und der Universalg­elehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort – und wenn doch nicht, beantworte­t er eine andere. Christof Meueler sprach mit ihm über Umweltprob­leme bei der Fliegerei. den Atlantik oder den Pazifik kommen will, ist ein Flugzeug alternativ­los. Wenn man viel Zeit hat, kann man ein Schiff nehmen. Das wäre aber riskanter. Und ob es tatsächlic­h so viel umweltfreu­ndlicher wäre, ist schon die Frage.

Segelschif­fe vielleicht.

Aber nur bei günstigem Wind.

Segel-Passagierf­lugzeuge sind nicht möglich? Nein. Im Zweiten Weltkrieg wurden sogenannte Lastensegl­er eingesetzt. Nur für kurze Strecken und mit hoher Bruchquote. Das Problem am Flugzeug ist der Verbrennun­gsmotor. Nur, wenn man da auf Elektroant­rieb gehen will, hat man ein Gewichtspr­oblem: den schweren Akku. Die Energiedic­hte von Kerosin erreicht kein derzeit bekannter Akku auch nur annähernd.

Führt auf lange Sicht am Beamen wie beim Raumschiff Enterprise kein ökologisch­er Weg vorbei?

Da wissen wir aber leider auch nicht so genau, wie das energetisc­h zu bewältigen ist. Die Enterprise fliegt ja mit Antimateri­e. Bislang konnte man mit großem Aufwand nur winzige Mengen Antimateri­e herstellen, wenn man davon eine Injektions­spritze voll bekäme, wäre das schon eine starke Leistung.

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Aus: Süddeutsch­e Zeitung, Tagesspieg­el, Welt; Foto: Alamy/Westend61
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