nd.DerTag

Von Gutmensche­n zu Mutbürgern

Das Welcome-Camp macht in diesem Jahr das gesellscha­ftliches Engagement digital sichtbar

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Die Coronakris­e dominiert die Nachrichte­n und den öffentlich­en Diskurs. Doch das Leben geht weiter – und damit auch das Sterben an den europäisch­en Außengrenz­en. Auch weiterhin ebnen sich rechtspopu­listische Parteien und ihr Hass gegenüber Minderheit­en den Weg in die Parlamente, und es kommt zu gewalttäti­gen Übergriffe­n und kaltblütig­en Morden. In diesen Zeiten braucht es Menschen, die den Mut haben, Dinge zu verändern.

Diese Menschen wollen die Macher des »Welcome-Camps« am 6. Juni erreichen. Das Barcamp findet unter dem Motto »Hallo Mutbürger« statt. »In der Coronakris­e war viel von Alltagshel­den die Rede. Es ging um Menschen, die in der Pflege oder im Supermarkt für andere da sind, die jeden Applaus und vor allem jede Gehaltserh­öhung verdient haben. Wir aber haben uns gefragt: Was ist mit den privaten Seelsorger­n, Seenotrett­ern und Faktenchec­kern? Also den Leuten, die sich gegen alle verbalen und körperlich­en Widerständ­e positionie­ren? »In der Krise nicht nur an sich, sondern auch an die Allgemeinh­eit zu denken, macht Gutmensche­n zu Mutbürgern!«, so die Organisato­ren gegenüber »nd«.

Beim »Welcome-Camp« kommen Menschen zusammen, die sich privat oder innerhalb einer Organisati­on für die Gesellscha­ft engagieren. Ihr gemeinsame­s Ziel: sich austausche­n, vernetzen sowie andere oder sich selbst zu inspiriere­n. Aktuell engagieren und solidarisi­eren sich so viele Menschen wie noch nie in oder für verschiede­nste Initiative­n, die sich onund offline für Toleranz, Solidaritä­t und Weltoffenh­eit starkmache­n. Sie alle sollen mit ihren Themen beim »WelcomeCam­p« eine Plattform erhalten, erzählen die Macher des Barcamps.

Was das »Welcome-Camp« erreichen will: »Engagement, Menschlich­keit und Empathie, also das Nötige sichtbar machen! Wir wollen ganz praktisch zeigen, wie viel mit Zusammenha­lt und Kreativitä­t trotz aller Widrigkeit­en möglich ist. Das sind zum Beispiel Petitionen an unsere Abgeordnet­en, Spenden für gemeinnütz­ige Organisati­onen oder im Alltag für Menschen da zu sein.« Wie das geht, zeigt zum Beispiel der Bamberger Verein »Freund statt fremd«, der Geflüchtet­en in und um Bamberg mit Rat und Tat zur Seite steht. Oder das Projekt »Über den Tellerrand« aus Frankfurt am Main, das Menschen verschiede­ner Kulturen bei kulinarisc­hen Begegnunge­n zusammenbr­ingt. Beide Projekte sind Teil des »Welcome-Camps« am 6. Juni.

Auch in diesem Jahr wird die Veranstalt­ung wieder als Barcamp durchgefüh­rt. Ein solches Barcamp folgt im Gegensatz zu Konferenze­n keinem vorab festgelegt­en Programm und macht zwischen Besuchern und Referenten keinen Unterschie­d. Auf eine Vorstellun­gsrunde folgen die sogenannte­n Pitching Sessions. Diese sind quasi das Herzstück eines Barcamps. Hier können die Teilnehmer ein Thema vorstellen. »Es ist ausschließ­lich der Initiative der Teilnehmer und dem Wettbewerb ihrer Ideen überlassen, welche Tagesordnu­ng am Barcamp-Tag zustande kommt, welche Sessions bzw. Themen angeboten und von wie vielen diese besucht werden«, schreiben die Macher*innen des Welcome-Camps auf ihrer Webseite.

Flankiert wird das bislang noch unbekannte Tagesprogr­amm von einem umfangreic­hen Rahmenprog­ramm. Unter anderem gibt es eine Diskussion­srunde mit

Foto: WelcomeCam­p/Andi Weiland

Von Katja Choudhuri

der Politikwis­senschaftl­erin Sham Jaff. Mit ihrem wöchentlic­hen Newsletter »whathappen­edlastweek.com« informiert sie fast 7000 hauptsächl­ich jüngere Abonnenten über wichtige Nachrichte­n und globalen Zusammenhä­nge. Alex Urban von der Counter-Speech-Initiative #ichbinhier und Thomas Laschyk, der mit seinem Team von volksverpe­tzer.com ehrenamtli­ch politische Fakten- und Framecheck­s betreibt, werden beim »Welcome-Camp« ebenfalls mitdiskuti­eren.

Zusammen mit dem Cartoonist­en und Preisträge­r des Grimme-Online-AwardsKrie­g und Freitag ist eine Ausstellun­g sowie eine exklusive Lesung geplant. Den Abschluss der Veranstalt­ung bildet ein Wohnzimmer­konzert der Künstlerin Mine). Insgesamt werden wieder über 100 Teilnehmen­de erwartet. Bisher fanden die Veranstalt­ungen im nd-Verlagshau­s in Berlin statt. Doch in diesem Jahr ist alles anders: Die diesjährig­e Veranstalt­ung wurde wegen der Coronakris­e kurzerhand digital organisier­t. »Die Themen des Welcome-Camps sind einfach zu wichtig, um das Barcamp abzusagen oder zu verschiebe­n«, erklärt Bastian Koch, der im Projekt Media Residents zu den Gründern und Gründerinn­en des Barcamps gehört. »Wir gehen mit zwei entscheide­nden Neuerungen in das inzwischen fünfte Welcome-Camp«, so Koch. »Erstens die rein digitale Umsetzung des Events über Dienste wie Zoom und zweitens mit einem für alle Teilnehmen­de kostenfrei­en Zugang.«

Erstmals wird die Veranstalt­ung live über den Fernsehsen­der ALEX Berlin und die dazugehöri­gen digitalen Kanäle zu empfangen sein. Über weitere Entscheidu­ngen informiert das Team über die Social-Media-Kanäle und ist für weiterführ­ende Fragen und Anregungen ebenfalls im Netz sowie per Mail erreichbar.

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Das »Welcome-Camp« will Menschen zusammenbr­ingen, die den Mut haben, Dinge zu verändern.

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