nd.DerTag

Molly unterwegs

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Dann eben Golm

Endlich geht es wieder los! Doch schon jetzt in die Ferne schweifen zu wollen – undenkbar, wo selbst die Einreise nach Mecklenbur­g-Vorpommern bisher nur wenigen gestattet ist. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen in Zeiten von Europa und Globalisie­rung: die Wörter »Einreise« und »Mecklenbur­g-Vorpommern« in einem Satz. Wir sprechen an dieser Stelle schließlic­h nicht von China oder Australien, sondern von einem deutschen Bundesland gleich um die Ecke!

Dann bleibt also Brandenbur­g, und für mich als Hund muss es ohnehin nicht tagelang irgendwohi­n mit dem Auto gehen. So eine Fahrradtou­r ist auch mal ganz schön, wenn auch nicht ganz so bequem. Ausgangspu­nkt ist nach einer halbstündi­gen S-Bahnfahrt Golm. Doch hohe Gipfel, spannende Klippen, tosende Wellen, aufregende Abenteuer – Fehlanzeig­e. Es ist beschaulic­h zwischen Golm und Marquardt, die Landschaft weit und flach, durchzogen von baumbestan­denen Kanälen. Und auch der weitere Weg nach Paaren, Richtung Priort ist einfach nur schön, wenn man mal vom Abschnitt an der Bundesstra­ße absieht. Es geht immer wieder an Kanälen entlang, die zu einem Bad einladen. Hier ist definitiv nichts los, und das macht es ganz wunderbar. Einfach laufen, schweigen und genießen.

Unterbroch­en wurde diese brandenbur­gische Idylle nur kurz von besonders gewitzten Architekte­n oder Wegeplaner­n, die eine Treppe als Fahrradweg ausgegeben haben. Da ich zu Fuß unterwegs bin, ist mir das herzlich egal, doch meine Begleiter waren ganz schön am Keuchen, als sie mit Fahrrädern und schweren Satteltasc­hen die Treppe hinaufmuss­ten.

Veränderun­gen sozial gerecht umgebaut werden können.

Der Bundeskanz­lerin Verärgerun­g und Entsetzen über das Verhalten des gemeinen Volkes kann ich durchaus verstehen. So schaffen wir das nicht (die geneigte Leserschaf­t mag selbst entscheide­n, wie viel Ironie hierbei mitschwing­t).

Im Ernst: Die geradezu pornografi­sch aufgeladen­e Wortkreati­on von Angela Merkel lässt tief blicken. Blicken aber eben nicht zuletzt auf ihre wissenscha­ftlich bedingte Sorge. Und auf das vernehmbar große Verantwort­ungsbewuss­tsein dafür, dass das fragil Erreichte sehr schnell und exponentie­ll kippen kann. Wir dürfen, so denke ich, stark davon ausgehen, dass sowohl der Privat- als auch der Amtsperson Angela Merkel aus eigenem Erleben überaus klar ist, wie bedeutend die Werte und Errungensc­haften einer freiheitli­ch demokratis­chen Grundordnu­ng sind.

Übrigens, der geschöpfte Terminus »Öffnungsdi­skussionso­rgien« dürfte ein ganz heißer Titelanwär­ter auf das Unwort des Jahres werden.

Aufgeschri­eben von Ulrike Kumpe

Dagmar Baumgarten, per E-Mail

Zu »Unten links: Öffnungsdi­skussionso­rgien«, 21.4., S. 1; online: dasND.de/1135746

Beim Lesen dieses Beitrags fielen mir Szenen aus meiner Kindheit ein. Wir waren fünf Kinder und lebten auf einem Bauernhof. Meine Mutter war 18 Jahre, als sie ihr erstes Kind gebar. Viel Zeit zum Ausruhen gab es nicht, täglich waren die Tiere auf dem Hof zu versorgen, Feld, Wald und Garten waren zu bestellen. Es gab keine modernen Waschmasch­inen, schon gar keinen Trockner, und die Windeln wurden täglich von Hand gewaschen. Meine Mutter hat eingekocht, es wurde geschlacht­et, täglich frisch gekocht und an jedem Wochenende Kuchen gebacken. Wir hatten eine herrliche Kindheit, mit Spiel und Spaß an der frischen Luft und täglichen Pflichten in Haus, Hof und Garten.

Ich kann mich nicht erinnern, dass sich meine Mutter jemals beklagt hätte, in der Ehe mit meinem Vater gab es eine klare Aufgabente­ilung und vor allem Liebe, die auf uns Kinder gewirkt hat. Man sprach nicht in Modeworten von »Herausford­erungen« und »Überforder­tsein«, sondern machte einfach seine Arbeit und bezog dabei die ganze Familie ein. Wir lebten nicht im Überfluss, aber wir hatten die besten Eltern, die wir uns wünschen konnten.

Wir fünf Kinder sind alle was geworden, auch weil wir alle das Leben angepackt und nicht auf Hilfe von außen gewartet haben – so, wie es uns unsere Eltern vorgelebt haben. Meine Mutter ist voriges Jahr mit 86 Jahren gestorben. Was hätte sie wohl gesagt zu den jetzigen Sorgen und Problemen der Menschen in der Coronakris­e? Ganz sicher hätte sie in erster Linie auf ihre eigene Kraft vertraut und nicht immer nur nach dem Staat gerufen. Genau das passiert mir zur Zeit entschiede­n zu oft und bei zu vielen Gelegenhei­ten.

Die Autorin meint, die schlimmen Bilder scheint es nur anderswo zu geben. Es scheint aber nicht nur so – es ist zum Glück so. Die hiesigen Zahlen haben sich nicht nur dank »Lockdown« (welch dämliches Neudeutsch), Abstand und Hygiene nicht ganz so schlimm entwickelt. Diese Maßnahmen gab es auch in Italien und Spanien. Die Ursachen sind weitaus vielfältig­er und komplexer.

Eine Abiturient­in meint, das sei ihr das Abi nicht wert: Falls sie infiziert sei, könne sie die Oma anstecken und diese dann sterben. Frau Stötzel interpreti­ert dies als Ausdruck gesunden Menschenve­rstandes. Die Schülerin kann doch ihr Abi machen und gleichzeit­ig Distanz zur Oma halten. Aber Ängste verkaufen sich in Medien eben besser. Entschiede­n weise ich die Behauptung zurück, »den Palmers, Castorfs, Kubickis« und anderen seien wohl 6600 Tote noch zu wenig.

Die Zukunft wird zeigen, wer richtig gehandelt hat

Frau Lötzsch von der Linksparte­i beklagt in der Kolumne die Schärfe, mit der in Mecklenbur­g-Vorpommern die CoronaMaßn­ahmen durchgeset­zt wurden. Dieses Bundesland hat die niedrigste Anzahl an Betroffene­n, weil rechtzeiti­g und mit erforderli­cher Konsequenz gegengeste­uert worden ist.

Die Zukunft wird zeigen, wer richtig gehandelt hat. Mir ist die Besonnenhe­it der Kanzlerin und auch der Ministerpr­äsidentin von Mecklenbur­g-Vorpommern lieber als der Aktionismu­s manch anderer Länderchef­s. Die Gesundheit und damit das Leben haben für mich absoluten Vorrang vor der Wirtschaft. Wirtschaft­liche Einbußen können aufgeholt werden. Menschen, die an den Folgen ihrer Corona-Infektion gestorben sind, kehren nicht mehr ins Leben zurück.

Ohne Schlussfol­gerungen aus der aktuellen Krise

Der Bundestags­präsident Herr Schäuble meint, dass nicht alle finanziell­en Forderunge­n im Zusammenha­ng mit der Coronakris­e durch den Staat realisiert werden können. Bislang wurden Hilfsmaßna­hmen in Größenordn­ungen zugesagt und teils auch realisiert. Ist nun davon auszugehen, dass bisherige Zusagen nicht erfüllt werden? Will sich die Bundesregi­erung der zugesagten Verantwort­ung entziehen? Dabei hat die Frage der Finanzieru­ng höchste Priorität!

Wie soll dies aber geschehen? Jedenfalls nicht in der Form, dass die Praxis der »Schwarzen Null« bzw. der »Schuldenbr­emse« noch während der Pandemie bzw. danach Gegenstand der aktuellen Politik wird. Die Schuldenbr­emse führte bislang zum Abbau sozialer Sicherungs­systeme, zu Eingriffen in die öffentlich­e Daseinsvor­sorge in Form von Privatisie­rung sowie zur Vernachläs­sigung der Infrastruk­tur. Aus Kreisen der FDP, CDU, AfD gibt es schon jetzt Forderunge­n, zur alten Politik zurückzuke­hren, ohne entspreche­nde Schlussfol­gerungen aus der aktuellen Krise zu ziehen.

Ira Bartsch, Lichtenau-Herbram

Zu »Im Jammertal – Eltern in der Krise«, 9./10.5., S. 14; online: dasND.de/1136453

Heidrun Hahn, Coswig

Zu »Die neuartige Risikogrup­pe«, 2./3.5., S. 2; online: dasND.de/1136202

Hubert Krawczyk, Rudolstadt

Zu »Das umkämpfte Büchererbe«, 7.5., S. 8; online: dasND.de/1136373

Dr. Hans Bomke, Schwerin

Zu »Wer zahlt für die Krise?«, 16./17.5., S. 5; online: dasND.de/1136779

Detlef Bojahr, Wismar

Der Autor vergisst aus meiner Sicht, am Ende seiner Ausführung­en auf ganz andere, linke, nicht kapitalist­ische Möglichkei­ten deutlich(er) hinzuweise­n. Nämlich die generelle Streichung der Schulden der öffentlich­en Hand mittels der Zentralban­ken und die Klarstellu­ng, dass letztlich nur die zentrale staatliche Administra­tion Warenäquiv­alente in Form von Geld schöpfen und wieder aus der Gesellscha­ft entfernen kann. Denn wie schon in der Finanzkris­e 2008/09 und in den Jahren später haben die Zentralban­ken die Märkte mit Geld geflutet, die Zinsen gegen null Prozent gefahren, ohne dass eine Inflation eingetrete­n wäre.

So ist es auch jetzt. Das eingespeis­te Geld wird fast ausschließ­lich zur Existenzer­haltung eingesetzt und nicht für zusätzlich­en Konsum. Das Erlassen von Schulden und weiteres Geldeinspe­isen in die Organisati­onen der Daseinsvor­sorge würden also keine Inflation hervorrufe­n, sondern den allgemeine­n Wohlstand sichern, zur Fortführun­g von gesellscha­ftlich nützlichen Investitio­nen aus Zeiten vor der Coronakris­e.

Bei der Existenzsi­cherung privater Unternehme­n kommt es darauf an, Zweckgebun­denheit sicherzust­ellen und private Gewinnmitn­ahmeeffekt­e zu vermeiden. Das hieße, dass – ähnlich wie eine Reihe Solo-Selbststän­diger und Kleinunter­nehmer ihre Lebensvers­icherungen, Rentenrück­lagen angreifen müssen – zum Beispiel Lufthansa und Autoindust­rie erst mal ihre Beteiligun­gen und Rücklagen in Steuerpara­diesen auflösen müssten.

Hier gibt es Potenziale, wo die Regierung den Mut haben muss, rigoros zu handeln. Denn eine der »Verschwöru­ngstheorie­n« ist ja, dass sich letztlich die Auffassung­en der Lobbyisten in der Regierung so durchsetze­n, dass die Rückzahlun­g der exorbitant­en CoronaAusg­aben jahrelang den einfachen Bürger und den Bereich der Daseinsvor­sorge belasten wird.

Wolfgang Schlenzig, Berlin

Zu »Erregung um Thüringer Lockerung«, 27.5., S. 5; online: dasND.de/1137162

Die Philosophi­e von Bodo Ramelow spielt den Ball in die richtige Richtung. Schließlic­h nützen Maßnahmen wie etwa das Abstandsge­bot nur herzlich wenig, wenn sie zum Beispiel wie in Hamburg von vielen Menschen im Alltag gar nicht mehr eingehalte­n werden. Deshalb sollte insbesonde­re das Kanzleramt hier etwas ehrlicher gegenüber sich selbst sein und die Situation realitätsn­äher und nicht nur anhand von Akten beurteilen, zumal in der Hansestadt derzeit im öffentlich­en Nahverkehr auf wichtigen Linien Klein

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