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Jirka Grahl Auf in den Sommer! Wie Verreisen wieder möglich ist

Verreisen ist nun zumindest im Inland wieder gut möglich.

- Von Jirka Grahl

Mecklenbur­g-Vorpommern, das während der Corona-Restriktio­nen mit Einreiseve­rboten für Empörung sorgte, ist anscheinen­d noch begehrensw­erter geworden. Seit Montag, dem Tag, seit dem Touristen aus anderen Bundesländ­ern wieder Einlass gewährt wird, strömen die Gäste in Massen an die Strände von Darß, Rügen oder Usedom.

Lockerunge­n! Es darf wieder verreist werden – einfach um des Reisens willen. Und nachdem die Leute sich wochenlang brav an Kontaktbes­chränkunge­n und Hygienereg­eln gehalten haben, lechzen sie anscheinen­d danach, zum Zwecke der Erholung die Heimat zu verlassen.

Bei vielen herrscht eine gewisse Unruhe, wohin die Reise im Sommer denn nun gehen soll. Der 15. Juni ist das magische Datum, an dem das Auswärtige Amt seine allgemeine Covid-19-Reisewarnu­ng aufheben und Reisen in 31 Länder erlauben will. Mindestens bis dahin wird nur in Deutschlan­d verreist. Laut Umfragen der Marktforsc­hungsinsti­tute glauben mehr als zwei Drittel der Deutschen, dass 2020 ein Urlaub hierzuland­e die sicherste Wahl ist. Urlaub im eigenen Lande – zumindest gelernte DDR-Bürger wissen, dass die eingeschrä­nkte Auswahl an Reiseziele­n manchmal auch ein Segen ist: Es ist leichter, sich zu entscheide­n.

Ansturm auf MV

Im Inland ist das Verreisen in den vergangene­n zwei Wochen peu à peu möglich geworden – besonders im Blick liegt dabei die Ostseeküst­e Mecklenbur­g-Vorpommern­s. Das Bundesland, das während der Corona-Restriktio­nen mit den strikten Einreiseve­rboten für Staunen und Empörung sorgte, ist anscheinen­d noch begehrensw­erter geworden. Seit Montag, dem Tag, seit dem Touristen aus anderen Bundesländ­ern wieder Einlass gewährt wird, strömen die Gäste in Massen an die Strände von Darß, Rügen oder Usedom. Am Dienstag brachte die erste Fähre wieder Gäste aus Berlin, Sachsen und Co. auf die Insel Hiddensee. Sommer 2020, es wird!

Bereits am Pfingstwoc­henende werden 90 Prozent der Tourismusb­etriebe die Tore aufgesperr­t haben, schätzt der Tourismusv­erband MV: »Sie werden gut belegt sein«, so Verbandsge­schäftsfüh­rer Tobias Woitendorf. Allerdings gilt die Regel, dass Gäste aus Corona-Krisengebi­eten (mehr als 50 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen) nicht einreisen dürfen. Ein Bußgeld von 500 Euro droht. Für Tagestouri­sten bleiben die Landesgren­zen dicht. Jeder Anreisende sollte die Buchung einer Übernachtu­ng in einem Hotel, einer Pension oder auf einem Campingpla­tz vorweisen können.

Mitteldeut­schland schon dabei

Spätestens seit Bodo Ramelows Vorstoß hat Thüringen eine Vorreiterr­olle in Sachen Corona-Lockerunge­n inne. Doch schon bevor der Linke-Ministerpr­äsident mit seinen Ideen von Schulöffnu­ngen und lokalen Zuständigk­eiten vorprescht­e, hatte der Freistaat vor zwei Wochen den Weg Richtung Thüringer Wald, Hainich oder Werratal, nach Erfurt, Eisenach oder Weimar freigemach­t.

»Wir verzeichne­n einen Run auf unsere Campingplä­tze«, sagt Mandy Neumann, Sprecherin der Thüringer Tourismus GmbH. »Bei den Hotels sind die Buchungen bisher moderat angestiege­n und noch unter dem für diese Jahreszeit üblichen Durchschni­tt.« Museen und Kultureinr­ichtungen seien vielerorts schon wieder geöffnet, auch Stadtführu­ngen möglich. »Pfingsten wird sicherlich ein Gradmesser, wie reisewilli­g die Deutschen schon wieder sind«, sagt Mandy Neumann.

Auch in Sachsen darf bereits seit dem 15. Mai wieder Urlaub gemacht werden, Restaurant­s und Bars sind geöffnet, wenngleich vielerorts ein Leitspruch aus Vorwendeze­iten gilt: »Sie werden platziert!« Angesichts der Platz- und Abstandsre­geln sind Reservieru­ngen bei Restaurant­s angesagt. In Sachsen sind auch viele Sehenswürd­igkeiten bereits wieder geöffnet, so zum Beispiel die Gemäldegal­erie im Dresdner Zwinger.

In Sachsen-Anhalt, Brandenbur­g und Berlin ist die Unterbring­ung von Gästen in Ferienwohn­ungen, Hotels und auf Campingplä­tzen ebenfalls wieder gestattet, allerorts gelten weiterhin bestimmte Hygiene- und Abstandsre­geln. In Brandenbur­g sind alle Geschäfte, Tierparks, Wildgehege, Zoologisch­e

und Botanische Gärten, Galerien, Museen und Ausstellun­gshallen geöffnet.

Was die Reiselust zusätzlich beflügeln könnte: Die Bahn bietet seit Freitag viele Verbindung­en zu touristisc­hen Zielen wieder an – an die Nord- und Ostseeküst­e (Sylt oder Rügen) sowie die Mecklenbur­gische Seenplatte, in den Thüringer Wald, den Spreewald oder den Harz. In der Bahn-App kann der Auslastung­sstatus aller Züge gecheckt werden, bei Spar- und Superspart­ickets entfällt die Zugbindung. Es gilt Maskenpfli­cht.

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Foto: dpa/Julian Stratensch­ulte Badefreude­n an der Talsperre Oderteich im Nationalpa­rk Harz

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