nd.DerTag

Wortreich, aber kraftlos

-

Daniel Lücking über den ersten Jahrestag des Mordes an Walter Lübcke

»Ich bin entschloss­en, gemeinsam mit meinen Kabinettsk­olleginnen und Kollegen dem Rechtsextr­emismus mit aller Kraft die Stirn zu bieten«, sagte Horst Seehofer. Es ist der erste Jahrestag der Ermordung des Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke. Die rechtsterr­oristische­n Attentate von Hanau und Halle fallen ebenso in das vergangene Jahr wie die Aberkennun­g der Gemeinnütz­igkeit wichtiger Initiative­n, die sich gegen rechts engagieren. Mehr als zehn Jahre stand Lübcke auf den Todesliste­n von Nazis, wie der Fund einer Liste des Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­s (NSU) aus dem Jahr 2009 zeigt.

Während diese Listen fortbesteh­en, verschwand­en fristgerec­ht Personenak­ten aus dem Blickfeld der Ermittlung­sbehörden. Ex-Verfassung­sschützer Andreas Temme, der schon beim NSU-Mord an Halit Yozgat in Kassel nichts gesehen haben will, arbeitete nicht nur im Umfeld von Lübcke. Er war wohl auch vor Jahren dienstlich mit dem zunächst geständige­n Lübcke-Mörder Stephan E. befasst, der später das Geständnis widerrief und nun Markus H. beschuldig­t. Zum Jahrestag wird bekannt, dass auf dem Handy des mitangekla­gten Markus H. interne Polizeidok­umente waren. Wer Gesicht gegen rechts zeigen und die Stirn bieten will, sollte aufpassen, von Rechtsterr­oristen nicht an der Nase herumgefüh­rt zu werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany