nd.DerTag

Sowohl-als-auch-Partei

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Uwe Kalbe über die fehlenden außenpolit­ischen Ambitionen der SPD

Die Debatte der G7-Staaten über Russland ist das eine. Das Treffen war nie eine Runde des weltweiten Interessen­ausgleichs, sondern immer Verabredun­g zu abgestimmt­er Machtpolit­ik. Lob für den US-Präsidente­n, der Russland wieder einbeziehe­n will, ist deshalb voreilig, so lange er weiter China ausgrenzt, Südkorea, Australien und Indien aber dabei haben will. Hier gelten allgemeine Kriterien nichts, Voluntaris­mus dagegen ist alles.

Die Debatten der SPD über das Treffen sind das andere. Immerhin hält die Partei das Außenminis­terium, das sollte man der Außenpolit­ik dieses Landes auch anmerken. Doch die Sozialdemo­kraten dort haben ihre Sowohl-als-auchRolle so verinnerli­cht, dass sie die selbstherr­liche Sicht der G7 als Weltenlenk­er aus Versehen gleich selbst übernommen haben. Und mit Staatsmini­ster Niels Annen mahnt ein ehemaliger Juso-Vorsitzend­er nicht nur zur Härte gegenüber Russland. Sondern er hält die Kritik seiner Genossen am US-Präsidente­n wegen dessen Haltung zu den aktuellen antirassis­tischen Demonstrat­ionen für zu nassforsch. Annen warnt im Interview des Deutschlan­dfunks vor »erhobenem Zeigefinge­r« gegenüber Trump und verwechsel­t damit das Handwerk des Diplomaten, der er sein will, mit dem Anspruch, den man an seine Partei erheben muss. Kein Rest Haltung ist da weit und breit. So wenig wie gesellscha­ftsverände­rndes Potenzial, das man dieser Partei unterstell­en kann.

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