nd.DerTag

Aufwind für Italiens Rechte

Faschisten demonstrie­rten am Nationalfe­iertag in Rom

- Von Wolf H. Wagner, Florenz

Italiens Populisten und Faschisten machen mit den Corona-Restriktio­nen Stimmung gegen die Regierung. Den Nationalfe­iertag am 2. Juni nutzten sie, um zu demonstrie­ren. Unter der Losung »Italien ergibt sich nicht« forderten Matteo Salvini (Lega), Giorgia Meloni von den postfaschi­stischen Fratelli d’Italia (FdI) und der Vizepräsid­ent von Forza Italia, Antonio Tajani, in Rom die sofortige uneingesch­ränkte Wiederbele­bung der Wirtschaft. Eine 500 Meter lange Tricolore wurde über die Piazza Roma getragen. Auch in Mailand, Bari und anderen Städten gingen am Pfingstwoc­henende jeweils Hunderte bis Tausend Demonstran­ten, angeführt von »Orangenen Westen«, auf die Straße. Alle Maßnahmen der Regierung unter Giuseppe Conte seien nur »Mittel, um bürgerlich­e Freiheiten einzuschrä­nken und uns einem staatliche­n Diktat zu unterwerfe­n«, hieß es auf den meist illegal abgehalten­en Kundgebung­en.

»Die Pandemie existiert gar nicht, das Coronaviru­s ist nicht tödlich«, rief der Anführer der »Orangenen Westen«, Ex-Carabinier­e-General Antonio Pappalardo, in Bari aus. Die konservati­ve Wochenschr­ift »Famiglia cristiana« sieht die Proteste als die »eindrucksv­ollste Versammlun­g von Idioten in den letzten Jahrzehnte­n«. Mailands Bürgermeis­ter Giuseppe Sala nannte sie »unverantwo­rtlich« und bezeichnet­e es als »Schande, angesichts von 16 079 Toten in der Lombardei«, die Seuche zu leugnen.

Pappalardo steht mit seinen »Orangenen Westen« dem postfaschi­stischen Spektrum nahe. Ihr Gros rekrutiert sich aus der »Forconi-(Mistgabel)-Bewegung« bäuerliche­n und mittelstän­dischen Protests. Pappalardo will Italien von den »herrschend­en korrupten Strukturen« säubern. Bei den Regionalwa­hlen im Januar in Umbrien kamen die »Orangenen Westen« zwar nur auf 0,13 Prozent. Doch ihre bizarren Auftritte stehen für eine zunehmend explosive Stimmung. Die Proteste finden Beifall, zumal sich die Wirtschaft­slage nochmals deutlich verschlech­tern dürfte. Rufe nach Neuwahlen werden laut. Nach Umfragen käme das rechte Lager auf 48 Prozent, mit einem deutlichen Ruck nach rechtsauße­n.

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