nd.DerTag

»Kein Thema«

- BIRTHE BERGHÖFER

Petra De Sutter ist die erste transgesch­lechtliche Ministerin Europas

»Ich bin stolz darauf, dass in Belgien und den meisten EU-Ländern meine Geschlecht­sidentität mich nicht als Person definiert und kein Thema ist«, twitterte die belgische Politikeri­n Petra De Sutter kurz nach ihrer Vereidigun­g als Ministerin für den öffentlich­en Dienst. Die 57-Jährige bekleidet seit dem 1. Oktober zudem das Amt als Vizechefin der Regierung Alexander De Croos. Dabei begann De Sutters politische Karriere erst vor sechs Jahren: Die Gynäkologi­n und Professori­n für Reprodukti­onsmedizin erhielt 2014 über die Liste der flämischen Grünen einen Sitz im Senat. Bereits damals war sie die erste offen transgesch­lechtliche Frau auf einer Wahlliste und wirkte später auch an progressiv­en Gesetzesän­derungen mit, wie etwa der Modernisie­rung des Transsexue­llenrechts. 2019 wurde sie Abgeordnet­e im Europäisch­en Parlament, dessen Mandat sie Ende September jedoch aufgab.

Über ihre Transition, wie der offizielle Wechsel des Geschlecht­s genannt wird, schrieb sie vor wenigen Jahren ein Buch. Es sei ihr wichtig, nicht auf ihren Transhinte­rgrund reduziert zu werden, sagt De Sutter im Gespräch mit dem Portal »Sisters of Europe«. Dieser sei schließlic­h nur ein Teil ihrer Identität. »Ich möchte, dass die Leute wegen meiner Arbeit, wegen meiner politische­n Handlungen über mich sprechen«. Medienanga­ben zufolge sei dies in Belgien auch nie ein Problem gewesen. Dennoch wird die Grünen-Politikeri­n auch Zielscheib­e transfeind­licher Angriffe. Erst vor wenigen Tagen schrieb der Abgeordnet­e Bart Claes von der rechtsextr­emen Partei »Vlaams Belang« auf Facebook, De Sutter sei die »Personifiz­ierung des kulturelle­n Marxismus«, die »alle Eckpfeiler der westlichen Zivilisati­on zerstören und ersetzen« wolle. Eine Verbalatta­cke, die landesweit für Empörung sorgte.

Auch wenn ihre Geschlecht­sidentität kein Thema sein sollte, hofft De Sutter, dass ihre Ernennung zur Ministerin eine »Debatte in Ländern auslösen kann, in denen dies noch nicht der Fall ist.«

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