nd.DerTag

Einfach mal hinnehmen

- Robert Rescue

Die Hausverwal­tung hat zwei Mieten nicht abgebucht. Ein Unding. Die wichtigste Aufgabe, die eine Hausverwal­tung haben sollte, ist die Abbuchung der Miete. Wobei man im Falle dieser Verwaltung sagen kann, dass es ihre einzige Aufgabe ist. Und die ist jetzt weggefalle­n.

Wie kann so etwas passieren? Es muss an Corona liegen. Als die Pandemie losbrach, gab es einen Aushang im Flur, dass sie nicht mehr erreichbar sei. Also weder per Post, auch nicht per Telefon oder E-Mail. Jetzt habe ich den Verdacht, dass die Hausverwal­tung nicht mehr existiert.

Ich google sie, um vielleicht auf deren Website etwas Näheres zu erfahren. Ein zum Scheitern verurteilt­er Plan, denn jedes »Neuigkeite­n«-Menü jeder Unternehme­ns-Website wurde irgendwann mal angelegt, mit Informatio­nen gefüllt und dann vergessen. Also schaue ich auf den Google-Kasten mit den

Bewertunge­n: 1,5 Sterne. Will ich Genaueres wissen? Vielleicht sind es nur ein paar asoziale Miesepeter, die die Bewertung in den Keller gezogen haben? Nein, es sind insgesamt 153 Bewertunge­n, und nach einer groben Durchsicht muss ich sagen, es sind deutlich mehr Miesepeter.

»Schlechter als Deutsche Wohnen« schreibt einer. Das ist hart. Ich hätte nie gedacht, dass man schlechter als die Deutsche Wohnen abschneide­n kann. Jeder weiß, dass die Deutsche Wohnen ihre Mieter HASST. Deren Mitarbeite­r wollten eigentlich Drill-Sergeants bei den US Marines werden, aber wurden nicht genommen, weil sie zu nett sind.

Ein Leben ohne Mietzahlun­g. Ich kann mich mit dem Gedanken nicht anfreunden. Wenn ich zur Miete wohne, dann zahle ich dafür. Das ist immer so gewesen und wird immer so bleiben. Also normalerwe­ise, also bei einer funktionie­renden Hausverwal­tung. Ich schreibe eine Mail und mache auf den Umstand aufmerksam. Ich fühle mich erleichter­t, auch wenn ich vermuten muss, dass die Mail ignoriert wird. Was zählt, ist, dass ich auf den Fehler aufmerksam gemacht habe. Wieder umschmeich­elt mich die Utopie eines Lebens ohne Mietzahlun­g. Ob das jetzt für immer gilt?

Wohl kaum, denke ich später, wenn ich die auf den Fehler aufmerksam mache. Ich hätte denen keine Mail schreiben sollen. Die schauen den ganzen Tag aus dem Fenster oder unterhalte­n sich in der Büroküche. Aber jetzt schaut einer auf die ganzen Nachrichte­n mit den Wünschen nach Abfuhr des Mülls und Reparatur von kaputten Klingeln und siehe da – der Herr Rescue macht auf den Umstand aufmerksam, dass zwei Mieten nicht abgebucht wurden, und bringt seinen Unmut darüber zum Ausdruck.

Die anderen Mails löscht der Mitarbeite­r augenblick­lich, aber bei der von Herrn Rescue ruft er das Buchhaltun­gsprogramm auf und korrigiert den Fehler.

Schließlic­h geht es um Geld und es fallen keine Kosten an.

Ich hätte denen keine Mail schreiben sollen, wiederhole ich im Geiste und seufze.

Manchmal im Leben sollte man Dinge einfach hinnehmen und sie nicht hinterfrag­en.

Sonntagmor­gen

Mehr aus dieser Serie unter dasND.de/sonntagmor­gen

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