nd.DerTag

Abgedreht 2: Die Nachwendek­inder und die Anderen

- Mario Pschera

Ein spezifisch­er Blick auf die große Erzählung vom Einheitsgl­ück? Aber bitte schön! Die Geschichte von der DDR, der Wende und den Folgen für Menschen beiderseit­s der Elbe lässt sich auch anders erzählen. Was bewirkte der nationale Freudentau­mel für die, mit denen sich die alte BRD schwer tat und auch die alte DDR nicht immer glimpflich umging, für die Nichtweiße­n, die Nichtchris­tlichen, die als Fremde ausgemacht wurden. Sie sollten nicht gemeint sein als Gesamtdeut­sche. Wie eine Freundin mit ghanaische­m Vater, geborene Brandenbur­gerin, die Handballer­in, Pionier und FDJlerin war und unversehen­s als ein Alien behandelt wurde. Wie die Kinder der »Gastarbeit­er«, die sich Respekt und den deutschen Pass erkämpft hatten, wieder zu Fremden wurden. Wie aus Nachkommen der Shoa-Überlebend­en wieder »jüdische Mitbürger« gemacht wurden. Der von der Rosa-Luxemburg-Stiftung geförderte Band »Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantisc­her und jüdischer Perspektiv­e« stellt die richtigen Fragen und ist leider notwendige­r denn je.

Das Literaturm­agazin »Metamorpho­sen« lässt in seiner druckfrisc­hen Ausgabe »Nachwendek­inder« die dritte Generation über den Osten als Bild und Gegenbild sprechen; und weil ich schon lange nicht mehr so kluge, reflektier­te, ganz und gar unlarmoyan­te Texte über das Auseinande­rdriften von gelehrtem und gelebtem DDR-Geschichts­bild gelesen habe, werden wir in nd. Die Woche am 17.10. einige Stimmen selbst zu Wort kommen lassen. Gelernte DDR-Bürger, hört auf eure Kinder und Enkel!

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