nd.DerTag

Tot, aber gefährlich

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Masken sind jetzt auch beim »nd« Pflicht. Ich trage am liebsten diese leichten Einwegmask­en, will aber keine Müllberge produziere­n. Bedeutet denn »Einweg« einen Weg in den Großraum, oder soll man sich beim Wechseln eher an der Unterwäsch­e orientiere­n, wie ein Kollege meinte?

Ursprüngli­ch sind die Dinger tatsächlic­h zum einmaligen Gebrauch entwickelt worden. Also wenn sie man einmal aufhatte und wieder absetzt, sind sie Müll. Praktisch haben sich andere Überlegung­en aufgetan. Nur hat sich in unserer wundervoll­en Wegwerfges­ellschaft noch keiner richtig wissenscha­ftlich damit beschäftig­t. Nach Vergleichs­untersuchu­ngen wäre das effektivst­e Sterilisie­rungsverfa­hren der Dampf von Wasserstof­fperoxid, dem Zeug, was man zum Blondieren nimmt.

FFP2-Masken soll man bei 121 Grad in den Backofen stecken, hab ich gelesen.

Es gibt Studien, die den Backofen durchaus als Möglichkei­t sehen. Aber 70 Grad reichen. Allerdings dauert es eine Stunde. Und offenkundi­g kommt es auf die Versuchsan­ordnung an, wie gut die Dinger die Hitze dann übersteht. Die Baumwollma­ske lässt sich wesentlich unkomplizi­erter sterilisie­ren, zum Beispiel mit heiß Bügeln.

Sonne soll auch gegen Viren wirken. Rest an Ultraviole­ttstrahlun­g des Wegs. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die in unseren Breiten – zumal jetzt, wo es auf den Winter zugeht – ausreicht.

Also bei -5 °C, tief am Horizont, hilft sie wohl eher nicht?

Nee, zumal bei -5 °C machen die Viren auf tiefgekühl­t. Und der Tiefkühler, der sehr schön gegen Läuse, Kleidermot­ten und Bettwanzen hilft, bringt gegen Viren gar nichts. Die meisten sind

Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenscha­ftsredakte­ur des »nd« und der Universalg­elehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort – und wenn doch nicht, beantworte­t er eine andere. Regina Stötzel fragte ihn nach Möglichkei­ten, Masken zu recyceln. nach dem Auftauen wieder frisch und lebendig. Wobei man streiten kann, inwieweit sie lebendig sind, weil Viren ja eigentlich nur eine Erbinforma­tion sind. Also möglicherw­eise sind sie tot und trotzdem gefährlich.

Wie ist es mit UV-Lampen, die angeblich das Telefon keimfrei machen? Wäre das auch eine Variante für Stoff- oder Papiermask­en?

Wenn auf glatten Oberfläche­n nach 48 Stunden so gut wie kein Coronaviru­s mehr nachweisba­r ist, reicht es dann nicht auch, einfach zwei, drei Tage zu warten?

Textilien sind nicht so glatt. Vor allen Dingen hält sich Feuchtigke­it eine ganze Weile. Aber ich denke, nach ein paar Tagen sind die Viren auch weg, wenn die Masken trocken und warm hängen.

Und warum reichen beim Händewasch­en 20 Sekunden, egal bei welcher Temperatur?

Dann könnte ich meine Stoffmaske­n also auch eine Stunde in Seifenwass­er stecken? Wahrschein­lich. Vielleicht würde das sogar bei niedrigere­n Temperatur­en funktionie­ren. Ist mir aber auch nicht bekannt, ob das mal einer verifizier­t hat. Bauen würde ich darauf nicht.

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