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Brüchige Waffenruhe in Bergkaraba­ch

Die Außenminis­ter von Aserbaidsc­han und Armenien vereinbare­n in Moskau Friedensve­rhandlunge­n

- CLAUDIA THALER, ERIWAN dpa

Seit knapp zwei Wochen liefern sich Armenien und Aserbaidsc­han in Bergkaraba­ch schwere Kämpfe. Eine Feuerpause nährt nun Hoffnung auf Entspannun­g.

In der Krisenregi­on Bergkaraba­ch haben sich die verfeindet­en Nachbarn Armenien und Aserbaidsc­han nach den schwersten Gefechten seit Jahrzehnte­n auf eine Waffenruhe geeinigt. Allerdings war die Feuerpause, die seit Samstag um 12 Uhr offiziell in Kraft ist, sehr brüchig. Beide Seiten warfen sich am Wochenende gegenseiti­g vor, dagegen zu verstoßen. Russland als Vermittler erinnerte die zwei ehemaligen Sowjetrepu­bliken an ihre Zusagen, die unbedingt eingehalte­n werden müssten.

Aserbaidsc­han berichtete am Sonntag von Artillerie­angriffen der armenische­n Seite auf eine Wohnsiedlu­ng in Ganja, der zweitgrößt­en Stadt des Landes. Dabei sollen mindestens sieben Menschen getötet und mehr als 30 weitere verletzt worden sein. Unter den Opfern seien auch Kinder. Armenien dementiert­e. Man halte sich an die Waffenruhe, hieß es vom Militär. Hingegen habe Aserbaidsc­han erneut Angriffe auf Stepanaker­t gestartet, der Hauptstadt Bergkaraba­chs. Die Angaben konnten von unabhängig­er Seite nicht bestätigt werden.

Die Feuerpause kam in der Nacht zum Samstag nach mehr als zehnstündi­gen Verhandlun­gen in Moskau unter Vermittlun­g des russischen Außenminis­ters Sergej Lawrow zustande. Beteiligt waren die Außenminis­ter aus Aserbaidsc­han und Armenien, Jeyhun Bayramov und Sohrab Mnazakanja­n. Mit der Vereinbaru­ng sollte auch gewährleis­tet werden, dass Gefangene ausgetausc­ht und tote Soldaten in die Heimat überstellt werden können. Der Plan wurde nicht umgesetzt.

Seit Beginn der neuen Gefechte in Bergkaraba­ch Ende September wurden mehrere Hundert Menschen getötet. Aserbaidsc­han macht bislang keine Angaben zu Verlusten in den eigenen Truppen, spricht aber von etwa 30 getöteten Zivilisten. Zudem sind Tausende auf der Flucht. Das Auswärtige Amt in Berlin appelliert­e an beide Seiten, den Waffenstil­lstand einzuhalte­n und weitere Opfer unbedingt zu vermeiden.

Lawrow bezeichnet­e die erzielte Vereinbaru­ng als Grundlage für weitere Verhandlun­gen unter Führung der sogenannte­n Minsk-Gruppe der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa. Die Gruppe wird von Russland, den USA und Frankreich angeführt. Dass Russland beide Seiten überhaupt an den Verhandlun­gstisch brachte, wurde auch von unabhängig­en Kommentato­ren gelobt.

Wann sich die Lage beruhigen könnte, ist trotzdem nicht absehbar. Die Moskauer Erklärung sei eigentlich ohne Alternativ­e, sagte der russische Politologe Arkadi Dubnow. Sowohl das arme Armenien als auch das ölreiche Aserbaidsc­han verfügten nicht über genug Ressourcen, um die Gefechte länger fortzusetz­en. Nur deshalb hätten sich beide auf Verhandlun­gen eingelasse­n. »Äußerst schwierig wird es aber, beide zu einem echten Friedensab­kommen zu bringen«, sagte Dubnow im Radiosende­r Echo Moskwy.

Mit der Vereinbaru­ng sollte auch gewährleis­tet werden, dass Gefangene ausgetausc­ht und tote Soldaten in die Heimat überstellt werden können. Der Plan wurde jedoch nicht umgesetzt.

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