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Verhaftung­en bei Protesten in Belarus

- ROBERT D. MEYER

Präsident Lukaschenk­o trifft in Minsk Opposition­elle im Gefängnis

Minsk. Gleich zu Beginn erneuter Proteste in Belarus gegen Präsident Alexander Lukaschenk­o am Sonntag sind Sicherheit­skräfte hart gegen die Demonstran­ten vorgegange­n und haben viele Menschen festgenomm­en. Dabei hätten sie auch Tränengas eingesetzt, meldete die Agentur Interfax. Demnach gab es bereits am frühen Nachmittag 50 Festnahmen, darunter auch mehrere Journalist­en.

Lukaschenk­o hat sich am Samstag überrasche­nd mit inhaftiert­en Vertretern der Opposition getroffen. Das Gespräch im Gefängnis des Geheimdien­stes KGB in Minsk habe mehrere Stunden gedauert. Unter den Teilnehmer­n war der inhaftiert­e ehemalige Präsidents­chaftskand­idat Viktor Babaryko. Opposition­sführerin Swetlana Tichanowsk­aja erklärte zu dem Treffen: »Man kann keinen Dialog in den Mauern eines Gefängniss­es führen.« Wenn Lukaschenk­o Dialogbere­itschaft zeigen wolle, hätte er die Opposition­ellen freigelass­en. Sergej Latuschko vom Koordinier­ungsrat sagte, ein runder Tisch im Untersuchu­ngsgefängn­is sei »absurd«.

Schlagerst­ar Michael Wendler ist nun auch ein Coronaverh­armloser

Über den kulturelle­n Wert von im Takt eines Discofoxes gehaltenen Liedgutes dürfen sich Deutschlan­ds Feuilleton­isten streiten – für die Meinung der »FAZ« oder »Süddeutsch­en« interessie­rte sich einer wie Michael Wendler ohnehin nie. Gleichzeit­ig aber lebt der Schlagersä­nger in einer symbiotisc­hen Beziehung mit dem boulevarde­sken Teil der Medienwelt. Mag das künstleris­che Talent des 48-Jährigen überschaub­ar sein, so gleicht er fehlendes musikalisc­hes Können durch penetrante Selbstverm­arktung aus.

Genau deshalb spricht »der Wendler« über sich selbst meist in der dritten Person. Er versteht sich als Gesamtkuns­twerk, aufgebaut auf dem übergroßen, aber ebenso fragilen Ego eines Männertyps, der sich vehement den Veränderun­gen in der Welt verweigert. Ganz besonders all jenen, die seine Vormachtst­ellung gefährden.

Im musikalisc­hen Subgenre der Bierzelt- und Ballermann­hits ist dieser Testostero­n überfracht­ete Alphamann eine sichere Bank für kommerziel­len Erfolg, auch wenn die Konkurrenz groß ist. Dafür hält sich der Wendler seit über zwei Jahrzehnte­n überrasche­nd wacker im Diskoschla­gergeschäf­t. Zuletzt brachte ihn seine Omnipräsen­z in den Klatschspa­lten nicht nur den Jurorenpla­tz in einer Castingsen­dung ein, sondern auch noch einen Werbevertr­ag mit einer großen Einzelhand­elskette.

Letztere musste ihre neue Kampagne am Donnerstag abrupt beenden, weil der Wendler sich mit Attila Hildmann einen neuen, besten Freund gesucht hat. Der Koch textete ihn offenbar solange mit Verschwöru­ngsideen rund um das Coronaviru­s zu, dass der bisher unpolitisc­he Schlagersä­nger einen Erweckungs­moment erlebte. Via Videobotsc­haft ließ er seine Fans im klarsten Rechtsauße­nsprech wissen, dass er seinen Juryjob bei RTL hinschmeiß­e, weil die Medien in Deutschlan­d »gleichgesc­haltet« seien. Statt im Privatfern­sehen kann man dem Wendler jetzt über den Nachrichtd­ienst Telegram bei der Zerstörung seiner Karriere zusehen.

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