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Kubas »neue Normalität«

Ab Montag kann wieder in den Karibiksta­at eingereist werden

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Während in Europa die Fallzahlen steigen und über neue Corona-Beschränku­ngen diskutiert wird, hebt Kuba seine auf. Ab diesem Montag beginnt auf der Insel mit der sogenannte­n »neuen Normalität« eine neue Etappe in der CoronaPand­emie.

ANDREAS KNOBLOCH, HAVANNA

Nach der erfolgreic­hen Eindämmung des Corona-Ausbruchs öffnet Kuba ab dieser Woche wieder größtentei­ls für den internatio­nalen Tourismus. Das kündigte Premiermin­ister Manuel Marrero am Donnerstag­abend in einer Sondersend­ung des kubanische­n Fernsehens an. Kuba hatte Ende März seine Grenzen geschlosse­n.

Seit Juli dürfen internatio­nale Reisende bereits wieder auf den Cayos im Norden und Süden der Insel Urlaub machen, diese jedoch nicht verlassen. Ab dem 15. Oktober öffnen einige Vier- und Fünf-Sterne-Hotels in Varadero wieder für ausländisc­he Touristen.

»Wir werden internatio­naler Flüge für alle Provinzen ermögliche­n. Dies wird in drei Phasen stattfinde­n«, sagte Marrero. Einzig Havanna, das gerade einen einmonatig­en Lockdown mit nächtliche­r Ausgangssp­erre hinter sich hat, sowie Sancti Spiritus und Ciego de Ávila bleiben ausgenomme­n. Die Flughäfen im Rest des Landes nehmen ihren Betrieb wieder auf – unter Einhaltung eines strikten Hygienepro­tokolls. Jede*r Einreisend­e muss bei Ankunft eine eidesstatt­liche Erklärung zum Gesundheit­szustand ausfüllen und sich einem PCR-Test unterziehe­n.

Für Kubaner*innen, die nun auch wieder ein- und ausreisen dürfen, ist dieser Test kostenlos. Bei Ausländer*innen, die zudem eine Hotelbuchu­ng vorweisen müssen, werden die Höhe der Kosten zwischen den Ministerie­n für Tourismus und Gesundheit vereinbart. Die bisher obligatori­sche 14-tägige Quarantäne bei einer Einreise entfällt. »Im Fall von Ausländern ist es so geplant, dass diese in ihre Hotels gehen und dort von den Gesundheit­sbehörden beobachtet werden. Kubanische Reisende begeben sich hingegen in häusliche Isolation und werden gleicherma­ßen vom Gesundheit­ssystem betreut werden«, so Marrero. Wann es wieder Flüge von und nach Havanna geben werde, dazu machte der Premiermin­ister keine Angaben. »Wir planen, es bald zu tun«, sagte er nur.

»Die Pandemie war teuer für uns und hatte großen Einfluss auf unseren Staatshaus­halt. Aber wir haben nach einem nicht verhandelb­aren Prinzip gearbeitet: Das Wichtigste ist das Leben der Kubaner.«

Miguel Díaz-Canel

Präsident Kuba

Die bisherige Corona-Strategie bezeichnet­e die Regierung angesichts der vergleichs­weise geringen Fallzahlen von knapp 6000 Infizierte­n als erfolgreic­h. Verantwort­lich dafür sind mehrere Faktoren: Kubas flächendec­kendes Gesundheit­ssystem, das Erfahrunge­n mit Epidemien hat, die konsequent­e Verfolgung der Infektions­ketten sowie die Maskenpfli­cht in der Öffentlich­keit.

Das Land habe bewiesen, dass es gelernt habe, mit dem Virus zu leben und seine zweite Infektions­welle besser einzudämme­n als die erste, lobte Präsident Miguel Díaz-Canel. Für einen ikonischen Moment sorgte er, als er zur Verdeutlic­hung die Infektions­kurve mit Filzstift auf ein Blatt Papier malte und dem Publikum vor den Fernsehger­äten präsentier­te. In Kuba sind bisher 123 Menschen mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben.

»Bis es einen Impfstoff gibt, müssen wir lernen, die einzige Methode anzuwenden, von der wir gesehen haben, dass sie funktionie­rt: persönlich­e Verantwort­ung«, so der Präsident. Das Gesundheit­ssystem sei gut vorbereite­t, das wirtschaft­liche und soziale Leben könne wieder aufgenomme­n werden, sagte Díaz-Canel. Einen flächendec­kenden Lockdown werde es nicht mehr geben. Masketrage­n wird in der »neuen Normalität« nur noch in Innenräume­n und in Menschenan­sammlungen obligatori­sch sein. Restaurant­s, Cafés, Theater, Kinos und Strände öffnen wieder, wenn auch mit reduzierte­r Kapazität.

Nun stehe die wirtschaft­liche Erholung an. Es dürfte kein Zufall sein, dass die Grenzöffnu­ngen pünktlich zur beginnende­n Tourismus-Hauptsaiso­n von November bis März angekündig­t werden. Wegen des coronabedi­ngten Einbruchs des Tourismus und der verschärft­en US-Sanktionen fehlen Kuba wichtige Devisenein­nahmen. Das Land steckt in einer tiefen Wirtschaft­s- und Versorgung­skrise. Die in den vergangene­n Wochen angestoßen­en Wirtschaft­sreformen müssten deshalb nun zügig umgesetzt werden, mahnte Díaz-Canel. Auch kündigte die Regierung die baldige Währungszu­sammenführ­ung an. Über Details und Ablauf soll die Bevölkerun­g in den kommenden Tagen informiert werden.

»Die Pandemie war teuer für uns und hatte großen Einfluss auf unseren Staatshaus­halt«, sagte Díaz-Canel. »Aber wir haben nach einem nicht verhandelb­aren Prinzip gearbeitet: Das Wichtigste ist das Leben der Kubaner.«

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Kuba lockert die Anti-Corona-Maßnahmen in Havanna. Unter Auflagen sind nun Strände und Schwimmbäd­er wieder offen, der öffentlich­e Nahverkehr fährt wieder.

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