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Die dunkle Seite der Hansestadt sind die Waffenexpo­rte

Hamburger Initiative startet Volksbegeh­ren gegen die Ausfuhr von Rüstungsgü­tern

- REINHARD SCHWARZ, HAMBURG

Über den Hamburger Hafen werden jährlich Waffen in zahlreiche Krisengebi­ete geschickt. Eine Volksiniti­ative will den Rüstungsex­porten Einhalt gebieten.

Am Freitag fand auf dem Hamburger Rathausmar­kt die Auftaktver­anstaltung der Volksiniti­ative gegen Rüstungsex­porte statt. Der Anlass zu der Initiative ist, dass seit Jahrzehnte­n über den Hafen Waffen und Teile von Waffen in alle Welt ausgeführt werden. So wurden allein 2019 sogenannte Kleinwaffe­n, Gewehre, Revolver, Maschinenp­istolen, im Wert von 11,5 Millionen Euro über den Hafen der Hansestadt exportiert.

Zwei Jahre zuvor waren es noch Kleinwaffe­n im Wert von 500 000 Euro. Damit soll frühestens nächstes Jahr Schluss sein – mit einem Volksentsc­heid. Die Initiative will, dass »der Handel allein friedliche­n Zielen dient«.

Doch so einfach ist es nicht. Die Gesetzgebe­r*innen haben einige Hürden eingebaut, bevor die Wahlberech­tigten an die Urne gehen dürfen. In der ersten Phase sind 10 000 Unterschri­ften notwendig, die innerhalb eines halben Jahres gesammelt werden müssen. Während der zweiten Hürde, dem Volksbegeh­ren, müssen innerhalb von drei Wochen 65 000 Bürger*innen unterschre­iben. Dann erst kommt es in der dritten Phase zum Volksentsc­heid. »Der Volksentsc­heid ist erfolgreic­h, wenn zwei Drittel der Abstimmend­en positiv votieren«, heißt es in einer Infobrosch­üre der Initiative.

Zahlreiche Gruppierun­gen, Parteien und Initiative­n unterstütz­en das Anliegen, den Hamburger Hafen für Rüstungsex­porte zu sperren. So etwa die Linke, die GEW Hamburg, der Arbeitskre­is Frieden von Verdi Hamburg und die Arbeitsgru­ppe Frieden der DKP Hamburg. Insgesamt wird die Initiative von mehr als 20 zivilgesel­lschaftlic­hen Gruppen unterstütz­t.

Die Senatspart­eien Grüne und SPD sowie die opposition­elle CDU sind nicht dabei, obwohl auch sie sich das Thema Frieden grundsätzl­ich auf die Fahnen geschriebe­n haben. Die Hamburger Grünen hatten noch zur Bundestags­wahl 2013 in Anwesenhei­t der damaligen Kandidat*innen und späteren Bundestags­abgeordnet­en Anja Hajduk und Manuel Sarrazin Medienvert­reter zu einer Hafenrundf­ahrt eingeladen, um darauf aufmerksam zu machen, dass über den Hafen zahlreiche Rüstungsgü­ter exportiert werden.

Rund 50 Gäste waren an Bord der Barkasse und ließen sich von Michael Kellner, damals Sprecher der Bundesarbe­itsgemeins­chaft Frieden und internatio­nale Politik der Bundesgrün­en, darüber aufklären, dass die Ausfuhr von Waffen »gegen grüne Grundsätze verstoßen«. Im aktuellen Senatsprog­ramm von Rot-Grün kommt das Thema Hafen und Rüstungsex­porte allerdings nicht vor.

»Wir wollen, dass der Handel allein friedliche­n Zielen dient«, heißt es in der Erklärung der Initiatore­n. Ziel sei es, die Rüstungsex­porte über den Hamburger Hafen zu stoppen. »In und um Hamburg produziere­n mehr als 90 Unternehme­n Rüstungsgü­ter. Im Hafen werden jährlich über 1000 Container mit der tödlichen Fracht verladen. Das sind drei Container pro Tag.

Weltweit heizen Rüstungsex­porte bewaffnete Konflikte und Kriege an und zwingen Millionen Menschen zur Flucht. Rüstungsri­esen wie Rheinmetal­l, Krauss-Maffei Wegmann oder die Lürssen Werften, zu denen auch Blohm & Voss gehört, machen damit Milliarden­gewinne.

»Ein Leben in Würde »ist nur in Frieden möglich«, erklärte Mitinitiat­or Martin Dolzer von der Linken. »Deshalb haben wir uns zusammenge­schlossen, um die Rüstungsex­porte durch den Hamburger Hafen mit unserer Volksiniti­ative zu stoppen«, so Dolzer. Während der Auftaktver­anstaltung traten zahlreiche Künstler auf, darunter die Sängerin Lavanja Honeyseede, die in der Installati­on »Ruf der Ungeborene­n« von Axel Richter eine eindrucksv­olle Performanc­e präsentier­te.

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