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Opposition gewinnt Senatswahl in Prag

Tschechisc­he Regierung in beiden Häusern ohne Mehrheit

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Prag. Bei den Senatswahl­en in Tschechien haben die Opposition­sparteien ihre Mehrheit im Oberhaus des Parlaments ausbauen können. Sie holten in beiden Wahlrunden zusammen 26 von insgesamt 27 neu zu besetzende­n Sitzen, wie die nationale Statistikb­ehörde nach Auszählung der Stichwahle­rgebnisse am Sonntag mitteilte. Die konservati­v-liberale Opposition kann damit weiterhin Verfassung­sänderunge­n durch die populistis­che Regierung von Ministerpr­äsident Andrej Babis verhindern. Der Milliardär steht an der Spitze einer Minderheit­sregierung, die im Unterhaus des Parlaments in Prag von den Kommuniste­n toleriert wird.

Im Senat wurden – wie alle zwei Jahre – ein Drittel der 81 Sitze im Senat neu vergeben. Die stärksten Zugewinne verzeichne­te die konservati­ve Partei STAN, die sich in beiden Runden elf Mandate sicherte. Sie stellt künftig die größte Fraktion. Die Beteiligun­g bei den Stichwahle­n am Freitag und Samstag war mit 17 Prozent sehr gering. Selbst Präsident Milos Zeman gab seine Stimme nicht ab.

Die Regierungs­parteien mussten eine herbe Niederlage hinnehmen. Babis’ populistis­che ANO verlor ein Mandat, die sozialdemo­kratische CSSD sogar zehn. Zu dem schlechten Abschneide­n sagte der Ministerpr­äsident: »Ich verfolge das nicht.« Er befasse sich den ganzen Tag mit der Coronakris­e.

Das Oberhaus hat ein Mitsprache­recht bei der Gesetzgebu­ng und bildet ein Gegengewic­ht zum Abgeordnet­enhaus. Überschatt­et wurden die Wahlen von rasant steigenden Corona-Infektions­zahlen. Trotz des seit einer Woche geltenden Notstands wurden sie aber nicht verschoben.

Präsident Zeman begründete seinen Verzicht auf die Abstimmung damit, dass sein favorisier­ter Kandidat nicht in die Stichwahl gekommen sei. Opposition­spolitiker kritisiert­en, dass das Staatsober­haupt wie alle Vorgänger mit gutem Beispiel hätte vorangehen sollen.

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