nd.DerTag

Hotels für Berliner verschloss­en

Corona-Ausschuss des Landtags hat sich konstituie­rt

- ANDREAS FRITSCHE

In Berlin ist die Zahl der Neuinfekti­onen mit dem Coronaviru­s am Samstagnac­hmittag auf 58,2 innerhalb von sieben Tagen je 100 000 Einwohner gestiegen. Anders als von Brandenbur­gs Gesundheit­sministeri­n Ursula Nonnemache­r (Grüne) erwartet, stieg der Wert bereits einige Tage vor Beginn der Herbstferi­en an diesem Montag auf über 50. Damit dürfen Berliner nun nicht mehr in märkischen Hotels, Pensionen und Ferienwohn­ungen beherbergt werden und auch nicht auf einem Campingpla­tz im Bundesland übernachte­n. Nur wer bis zum 8. Oktober angereist war, darf noch bleiben wie reserviert.

Das Verbot treffe die hiesige Tourismusb­ranche hart, denn ein großer Teil ihrer Gäste komme aus der Hauptstadt, erinnerte die Bundestags­abgeordnet­e Saskia Ludwig (CDU). Bei fortdauern­dem Beherbergu­ngsverbot müsse über eine finanziell­e Unterstütz­ung nachgedach­t werden. »Ich habe die Sorge, dass ansonsten viele Anbieter den kommenden Winter nicht überstehen können«, sagte Ludwig.

Der Landtagsab­geordnete Andreas Büttner (Linke) nannte das Beherbergu­ngsverbot ein politisch falsches Signal und einen »vollständi­g sinnlosen Schlag« gegen den Tourismus. »Wichtig ist es, die Menschen weiterhin für die Hygienereg­eln zu sensibilis­ieren. Es ist nicht entscheide­nd, ob oder wohin man reist, sondern wie man reist.«

Berufspend­eln, Tagesausfl­üge und private Besuche bleiben zulässig. Für Brandenbur­g wurden am Samstag 97 Neuinfekti­onen gemeldet. Höhere Werte gab es bisher nur an fünf Tagen im Frühjahr, in der Spitze 187 Neuinfekti­onen am 3. April. Die Zahl der Neuinfekti­onen liegt mit 15,3 in sieben Tagen je 100 000 Einwohner jetzt noch vergleichs­weise niedrig. Allerdings erreichte der Kreis Oder-Spree den Wert 39,1 und schon ab 35 gilt in Brandenbur­g eine Maskenpfli­cht in Büros und die Zahl der Gäste bei privaten Feiern wird auf 25 in geschlosse­nen Räumen und 50 im Freien beschränkt. Cottbus registrier­te am Sonntag eine Inzidenz von 37,1.

Am Freitag konstituie­rte sich im Landtag ein von der AfD erzwungene­r Untersuchu­ngsausschu­ss zu der Frage, ob die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie nötig waren und sind. Im Januar soll der Ausschuss etwa den Betrug bei Corona-Soforthilf­en untersuche­n. »Wir befinden uns noch mitten in der Krise«, meinte der Ausschussv­orsitzende Daniel Keller (SPD). Man werde darauf achten müssen, die Regierung bei der Bewältigun­g nicht zu behindern.

Die AfD binde »dringend benötigte Kapazitäte­n in Krankenhäu­sern, Gesundheit­sämtern und Ministerie­n«, um sie in den Landtag vorzuladen, rügte die Abgeordnet­e Marie Schäffer (Grüne). Eine fundierte Aufarbeitu­ng der Corona-Maßnahmen sei zwar »zwingend notwendig«. Dies könne allerdings nicht vom fahrenden Zug aus erfolgen, sondern nur im Rückblick. Die Abgeordnet­e Barbara Richstein (CDU) appelliert­e an die AfD, »den Untersuchu­ngsausschu­ss einstweile­n auszusetze­n«. Das Handeln der Behörden könne später noch beleuchtet werden. Infektione­n mit teils schweren Folgen könnten aber nicht rückgängig gemacht werden, warnte Richstein. Vergeblich! »Mir macht nicht das Virus Angst, sondern der Irrsinn der Altparteie­n«, erklärte die AfD-Abgeordnet­e Birgit Bessin.

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