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Anhaltende Kritik an Beherbergu­ngsverbote­n

Umstritten­e Regelung zur Corona-Abwehr wird Thema bei Bund-Länder-Beratungen

- MARKUS DRESCHER

Das Beherbergu­ngsverbot soll dazu beitragen, die Corona-Pandemie einzudämme­n. Doch im Augenblick sorgt es vor allem für Kritik und Verwirrung.

»Köln ist Risikogebi­et, Mainz ist Risikogebi­et. Aus Köln darf man nicht nach Mainz fahren, aber aus Mainz darf man nach Köln fahren – weil wir im Moment andere Regeln haben. Das wird niemand mehr verstehen.« Armin Laschet (CDU), Ministerpr­äsident von Nordrhein-Westfalen, machte am Montag in einer Debatte um die von einigen Bundesländ­ern verhängten Beherbergu­ngsverbote eines deutlich: Im Augenblick läuft etwas schief mit der Vielzahl unterschie­dlicher Anti-Corona-Maßnahmen.

Verbände, vor allem aus dem Tourismus und der Gastronomi­e, lassen kein gutes Haar an den Beherbergu­ngsregelun­gen. Hinzu kommen Politiker der unterschie­dlichsten Parteien sowie Mediziner, die den Nutzen der Maßnahmen in Zweifel ziehen. Zum Beispiel der Deutsche Hausärztev­erband, der als Folge sogar ein wachsendes Gesundheit­srisiko sieht: »Die Hausarztpr­axen sind derzeit mit der Versorgung ihrer Patientinn­en und

Patienten voll ausgelaste­t – gerade auch vor dem Hintergrun­d der beginnende­n Infektund Grippeimpf­zeit. Hinzu kommen jetzt Familien, die zu Recht in den Urlaub fahren wollen und um schnelle Coronatest­s bitten«, erklärte Ulrich Weigeldt, Bundesvors­itzender des Hausärztev­erbands. Dadurch steige nicht nur das Ansteckung­srisiko in den Arztpraxen, es gebe auch »kaum Kapazitäte­n dafür – weder personell noch hinsichtli­ch der Tests!«

Angesichts der anhaltende­n Kritik an den Regelungen werden die Beherbergu­ngsverbote laut Regierungs­sprecher Steffen Seibert am Mittwoch auch Thema bei den Beratungen der Ministerpr­äsidenten der Länder mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) sein. Die Bundeskanz­lerin werde sich die Argumente aller Seiten anhören. Dann werde man darüber zu diskutiere­n haben, was im Sinne der Hauptaufga­be, das Infektions­geschehen nicht außer Kontrolle geraten zu lassen, das richtige Vorgehen sei.

Unterdesse­n schlägt der Deutsche Städteund Gemeindebu­nd vor, Kontrollen zu Coronaaufl­agen auf private Sicherheit­sfirmen zu übertragen. Die Ordnungsäm­ter hätten nicht genügend Kapazitäte­n für die »dringend nötigen massenhaft­en Coronakont­rollen«, so Hauptgesch­äftsführer Gerd Landsberg gegenüber der »Bild«-Zeitung. Im Rahmen der »Beleihung mit hoheitlich­en Aufgaben« könnten die Mitarbeite­r der privaten Dienste dann »in die Uniformen der Ordnungsäm­ter schlüpfen und die Kontrollau­fgaben übernehmen«.

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