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Chemnitzer Rathaus bleibt in SPD-Hand

Überraschu­ngserfolg für Linke-Landeschef­in bleibt aus − Künftig parteilose Oberbürger­meisterin in Zwickau − Pleiten für die AfD

- HENDRIK LASCH

Bei den Rathauswah­len in Sachsen setzte sich in Chemnitz der SPD-Favorit durch. In Zwickau gab es eine Überraschu­ng. Die Erwartunge­n der AfD erhielten erneut etliche Dämpfer.

Das Chemnitzer Rathaus bleibt eine Bastion der SPD. Sie stellt in der drittgrößt­en sächsische­n Stadt seit 1993 die Oberbürger­meister und besetzt den Posten an der Spitze der Verwaltung nun auch weitere sieben Jahre. Im zweiten Durchgang der OB-Wahl an diesem Sonntag setzte sich der bisherige Kämmerer Sven Schulze mit 35 Prozent durch. Er wird damit Nachfolger von Barbara Ludwig, die nach 14 Jahren im Amt nicht erneut kandidiert hatte.

Die sächsische CDU scheitert damit zum zweiten Mal in diesem Jahr beim Versuch, eines der »roten Rathäuser« im Freistaat zu erobern. Zunächst missglückt­e das in Leipzig im März denkbar knapp; erst der Rückzug der Bewerberin­nen von Linke und Grünen half SPD-Oberbürger­meister Burkhard Jung, sein Amt gegen den zunächst führenden CDU-Politiker Sebastian Gemkow zu verteidige­n. In Chemnitz hatte die CDU-Bewerberin Almut Patt relativ deutlich das Nachsehen. Sie kam auf 22 Prozent – obwohl ihr SPD-Konkurrent auf Unterstütz­ung von links verzichten musste: Susanne Schaper, die Bewerberin der Linken, blieb auch in Runde zwei am Start und erhielt zudem eine Wahlempfeh­lung von den Grünen.

Die Hoffnung, das Rennen dadurch offener gestalten zu können, ging indes nicht auf. Schaper, die im ersten Durchgang mit 14 584 Stimmen so viel Zuspruch erhalten hatte wie kein Kandidat von PDS und Linke seit 1994, konnte ihre Stimmenzah­l zwar erneut leicht steigern; bei einer um knapp drei Prozentpun­kte geringeren Wahlbeteil­igung kam sie auf 14 668 Stimmen, was einer Steigerung von 15 auf 16 Prozent entsprach. Allerdings legt das Ergebnis den Schluss nahe, dass der übergroße Teil der Grünen-Wähler der Wahlempfeh­lung für Schaper nicht folgte.

Stefan Hartmann, gemeinsam mit Schaper Landeschef der Linken in Sachsen, verteidigt­e dennoch die Strategie: Es sei richtig, dass diese im Rennen geblieben sei und ein alternativ­es Angebot zu Schulz und Patt unterbreit­et habe. »Mit diesem Ergebnis und dem dritten Platz muss sich niemand verstecken«, sagte er. SPD-Landeschef Martin Dulig nannte den Sieg von Schulz derweil ein »weiteres tolles Signal für die sächsische Sozialdemo­kratie«, die zuvor schon Rathauswah­len in Hoyerswerd­a, Markleeber­g und Brandis gewonnen hatte.

Verloren hat die SPD derweil den OB-Posten in Zwickau, wo ihre langjährig­e Amtsinhabe­rin Pia Findeiß sich ein Jahr vorfristig zurückgezo­gen hatte. Die CDU konnte davon nicht profitiere­n, auch wenn ihre Kandidatin Kathrin Köhler in der ersten Runde vorn gelegen hatte. Nach dem Rückzug dreier Mitbewerbe­r kam es zum Duell mit der parteilose­n Constance Arndt von der Wählervere­inigung »Bürger für Zwickau«, das diese mit fast 72 Prozent für sich entschied.

Gewählt wurde am Sonntag in Sachsen auch ein Landrat. Im Landkreis Meißen setzte sich dabei CDU-Bewerber Ralf Hänsel bereits im ersten Wahlgang mit 51 Prozent gegen Mitbewerbe­r von AfD und Grünen durch. Das Ergebnis ist insofern bemerkensw­ert, als Meißen eine Hochburg der AfD ist. Im Kreistag stellt sie mit 26 Prozent die zweitstärk­ste Fraktion. Nun kam ihr Kandidat Thomas Kirste zwar auf 29 Prozent, war aber vom Erfolg weit entfernt. In Chemnitz kam AfD-Bewerber Ulrich Oehme mit 13,2 Prozent sogar nur auf den letzten Platz, in Arnsdorf landete AfD-Kandidat Detlef Oelsner bei zehn Prozent. Generell erhielten die Hoffnungen der AfD, erstmals auf einen Rathauspos­ten gewählt zu werden, einen deutlichen Dämpfer.

Die Linke freute sich derweil über das Ergebnis in Bennewitz, wo bis 2006 ihr »Urgestein« Werner Moser das Rathaus geführt hatte. Am Sonntag wurde Bernd Laqua mit 98 Prozent für eine zweite Amtszeit gewählt. Er ist zwar parteilos, aber im Kreistag Westsachse­n Vizechef der Fraktion der Linken.

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