nd.DerTag

Analyse und Anklage

Antifemini­smus und die Ethnisieru­ng von Gewalt

- SOPHIE LUISA

Feminismus ist eine sehr gute Sache«, heißt es eingangs, worauf sogleich die Begründung folgt: »In der anzustrebe­nden feministis­chen Gesellscha­ft gibt es keine Diskrimini­erung, keine einengende­n Zuschreibu­ngen, keine Ausbeutung und keine Unterdrück­ung.« Alle bräuchten weniger zu arbeiten, Macht und Verantwort­ung wären gerecht untereinan­der aufgeteilt, es gäbe weniger Gewalt und Armut, mehr Selbstbest­immung und Freiheit. Eine Utopie, die zu erfüllen anstrebens­wert erscheint.

Leider jedoch gibt es immer noch einflussre­iche gesellscha­ftliche Kräfte, die dies zu verhindern versuchen, die Erfolge der feministis­chen Bewegung zurückdreh­en wollen, mehr noch: generell alle im Laufe der vergangene­n 100 Jahre erkämpften Frauenrech­te und am liebsten 200 Jahre Menschenre­chte gleich mit tilgen möchten. Es gibt auch hierzuland­e noch viele Machos, die Frauen* für nicht gleichwert­ig halten und Menschen mit anderen, nicht binären Geschlecht­sidentität­en

Autor*innenkolle­ktiv Fe.In (Hg.):

erst recht. Sie finden sich nicht nur unter Erzkonserv­ativen und strammen Rechtsradi­kalen, sondern auch in der sogenannte­n gesellscha­ftliche Mitte und am Stammtisch in der Kneipe nebenan.

Das von einem Autor*innenkolle­ktiv herausgege­bene faktenreic­he Buch ist Analyse und Anklage zugleich. Der Bogen hier diskutiert­er Probleme spannt sich von Femiziden und »häuslicher« Gewalt über die mörderisch­e Sexualmora­l der Gruppe Ludwig und den Antifemini­smus Breiviks, von Köln über Kandel und Chemnitz bis zu den demagogisc­hen Frauenmärs­chen von AfD & Co. sowie #120db, »eine gescheiter­te Mobilisier­ung«. Wie jedoch die Utopie einer queerfemin­istischen Gesellscha­ft konkret erreicht wird, da bleiben noch viele Fragen offen.

Frauen*Rechte und Frauen*Hass. Antifemini­smus und die Ethnisieru­ng von Gewalt. Verbrecher-Verlag, 220 S., br., 15 €.

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