nd.DerTag

Fehlender Durchblick

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Bereits im Frühjahr schwante den rotrot-grünen Koalitionä­ren angesichts der aufziehend­en Corona-Pandemie Übles. »Ausgerechn­et die schwächste Senatorin ist für das Thema zuständig«, beklagte eine einflussre­iche Abgeordnet­e der Grünen. Auch in der Linken – und selbst in Teilen der SPD – sah man das nicht anders. Gesundheit­ssenatorin Dilek Kalayci (SPD) ist schon früher weder durch große strategisc­he Planung noch durch vertiefte Fachkenntn­isse in ihrem Ressort aufgefalle­n. Besonders klar wird das bei Presseterm­inen, wenn sie auf Nachfragen stets bloß das schon vorher von ihr Gesagte mit leicht neuer Ausschmück­ung wiederholt.

Dass ausgerechn­et sie, die in der letzten Legislatur­periode noch als Integratio­nssenatori­n waltete und selbst als Kleinkind aus der Türkei nach Berlin kam, bei den bezirklich­en Gesundheit­sämtern nicht darauf drängt, dass auch nicht-deutschspr­achige Berliner verstehen, was die Behörden von ihnen wollen und warum, macht sprachlos. Dabei müsste gerade sie verstehen, was es heißt, in einem Land zu sein, in dem man nicht alles versteht.Ganz abgesehen davon, dass man selbst mit Abitur und perfekten Sprachkenn­tnissen nicht immer alles versteht, wenn auf Amtsdeutsc­h mit einem kommunizie­rt wird.

Kurz nach der Vorstellun­g des Zehn-Punkte-Plans der Linken gab der Bezirk Reinickend­orf am Dienstag bekannt, das Corona-Lagezentru­m mit Beschäftig­ten aus dem Kulturamt zu verstärken. Es reicht offenbar schon, dass ein Koalitions­partner die Stimme erhebt, damit sich etwas bewegt in den Bezirken. Das wäre eigentlich die Aufgabe der Gesundheit­ssenatorin gewesen. Hoffentlic­h führt ihr nun jemand die Hand, falls sie selbst nicht in der Lage dazu ist.

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FOTO: ND/ULLI WINKLER Nicolas Šustr über Gesundheit­ssenatorin Dilek Kalayci

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