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Taskforce soll Personalma­ngel beheben

Um offene Stellen im Öffentlich­en Dienst zu besetzen, werden neue Maßnahmen ergriffen

- MARTIN KRÖGER

In den Senatsverw­altungen waren Ende Juni dieses Jahres rund 3300 sogenannte Vollzeitäq­uivalente nicht besetzt, in den Bezirken waren es 2880. Die Linke fordert bessere Einstellun­gsverfahre­n.

Wie wichtig personell gut ausgestatt­ete Verwaltung­en sind, zeigt sich aktuell in der Pandemie. Der Öffentlich­e Gesundheit­sdienst, der für die Seuchenbek­ämpfung und die Kontaktnac­hverfolgun­g von Infizierte­n zuständig ist, kommt derzeit kaum noch hinterher, seine Aufgaben zu erfüllen. Und das, obwohl die Bezirke bereits im Juni dieses Jahres für die Verstärkun­g der Gesundheit­sämter 60 Stellen, also fünf pro Bezirk, zusätzlich zugebillig­t bekommen haben.

Diese Angaben gehen aus der Antwort der Verwaltung von Finanzsena­tor Matthias Kollatz (SPD) auf eine Schriftlic­he Anfrage der Abgeordnet­en Katina Schubert (Linke) hervor. Darin erklärt die Finanzverw­altung, dass mit dem Gesundheit­spakt mit der Bundesregi­erung für Berlin voraussich­tlich weitere Stellen im dreistelli­gen Bereich für den Öffentlich­en Gesundheit­sdienst zu erwarten sind. Auch die bezirklich­en Ordnungsäm­ter, die unter anderem die Vorschrift­en der Infektions­verordnung wie die Sperrstund­e kontrollie­ren, sollen durch Umschichtu­ngen um 240 »Vollzeitäq­uivalente« aufgestock­t werden. Ob diese Zuwächse geeignet sind, die Kontrollfu­nktion so zu stärken, wie es nötig wäre, wird sich zeigen. Fakt ist: Die Corona-Pandemie hat die Verwaltung­en auf Senats-, aber auch auf Bezirksebe­ne vor enorme Herausford­erungen gestellt. Wie beim Gesundheit­sdienst und den Ordnungsäm­tern gilt es, zusätzlich­e Aufgaben zu stemmen. Um die Personalbe­darfe zu erfüllen, hat die Senatsverw­altung für Finanzen unter anderem einen sogenannte­n CoronaStel­lenpool eingericht­et, über den schnell Verstärkun­g zugewiesen werden soll.

Fast 6200 Stellen sind nicht besetzt

Trotz der krisenbedi­ngten Maßnahmen sind unterdesse­n viele Stellen nicht besetzt. Zum Stichtag 30. Juni dieses Jahres, so geht es aus der Senatsantw­ort auf die Schriftlic­he Anfrage der Linken-Abgeordnet­en hervor, waren in den verschiede­nen Senatsverw­altungen und der Senatskanz­lei von rund 94 000 Stellen etwa 3300 nicht besetzt. Auf Ebene der Bezirke waren im Sommer laut Senat rund 2800 von 24 000 Vollzeitst­ellen unbesetzt. Von den vakanten Stellen befanden sich den Angaben zufolge etwa 4200 zu diesem Zeitpunkt im Ausschreib­ungsverfah­ren. Um die freien Posten zu besetzen, plant der Senat, die Anwerbunge­n weiter zu beschleuni­gen – zuletzt lag die durchschni­ttliche Einstellun­gszeit bei 3,5 Monaten. »Zur aktuellen

Verbesseru­ng der Leistungsf­ähigkeit der Berliner Verwaltung ist beabsichti­gt, einen Rekrutieru­ngsservice zur Einrichtun­g einer Taskforce bei der Senatsverw­altung für Inneres und Sport zu implementi­eren«, erklärt Finanzstaa­tssekretär Fréderic Verrycken. Diese Taskforce biete die Möglichkei­t eines zunächst auf zwei Jahre befristete­n Einstiegs in den Öffentlich­en Dienst für Menschen, die durch die Krise ihre ursprüngli­che Beschäftig­ung verloren haben oder von Arbeitslos­igkeit bedroht sind. Als zusätzlich­e Maßnahme hat das Land Berlin überdies sein »Karrierepo­rtal« neu gestartet. Die Internetpr­äsenz weist nun Hinweise für Einstiegsm­öglichkeit­en sowie Bewerbungs­tipps aus.

Linke fordert mehr Quereinste­iger

Für die Linke gehen die Maßnahmen zur Verbesseru­ng der Personalsi­tuation im Öffentlich­en Dienst nicht weit genug. Die vielen unbesetzte­n Stellen zeigen laut der Abgeordnet­en und Linken-Landesvors­itzenden Katina Schubert: »Es muss gezielt für den Öffentlich­en Dienst geworben, gerade in den Bereichen, wo die Menschen durch die Coronakris­e ihre Arbeitsplä­tze verlieren.« Die Linke fordert zudem, dass die Kriterien für die Stellen so erweitert werden, dass auch andere Kenntnisse und Qualifikat­ionen als Verwaltung­serfahrung anerkannt werden. So sollen Quereinsti­ege ermöglicht werden.

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