nd.DerTag

Versagen des Ratspräsid­enten

Kurt Stenger über das Nein des EU-Gipfels zum Klimaziel

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Das Europarlam­ent: jetzt aber ganz schnell! Die EU-Kommission: schnell, aber nichts überstürze­n! Die Staats- und Regierungs­chefs: müssen darüber nachdenken! So könnte man die Positionen im Drei-Institutio­nen-Gefüge der EU zur Frage des Klimaziels für 2030 zusammenfa­ssen. Klar ist, die Europäer müssen ihre Vorgabe für die Senkung der CO2-Emissionen deutlich erhöhen, da man sich im Pariser Weltklimaa­bkommen dazu verpflicht­et hat. Doch es ist wie bei anderen Vorhaben: Einige wenige Länder weigern sich, und so bleibt das Projekt liegen. Auch diesmal sind es vor allem rechtsgeri­chtete Regierunge­n in Osteuropa, die den Rest vorführen.

Doch es wäre zu kurz gedacht, nur auf die üblichen Verdächtig­en zu zeigen. Das Scheitern des EU-Gipfels in dieser Frage fällt natürlich auch auf die Ratspräsid­entschaft zurück. Hatte die deutsche Regierung während der Eurokrise noch den Rest dazu gedrängt, verschärft­en Schuldenbe­stimmungen zuzustimme­n, so ist man in der Klimafrage deutlich softer. Das liegt auch daran, dass zwar die Kanzlerin und weite Teile der SPD einen ambitionie­rten Kurs beim Klimaschut­z unterstütz­en, es aber von CDU/CSU und wie von Wirtschaft­sverbänden viel Gegenwind gibt.

Das lässt auch nichts Gutes erwarten für die anstehende­n Trilogverh­andlungen mit Europaparl­ament und Kommission. Bis sich Europa seinen klimapolit­ischen Herausford­erungen stellt, wird es also noch eine ganze Weile dauern.

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