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Die Lausitz ringt mit dem Strukturwa­ndel. In Schwarze Pumpe setzt man die Hoffnung auf ein Kompetenzz­entrum.

Im Industriep­ark Schwarze Pumpe eröffnen Brandenbur­g und Sachsen ein Gründer-Kompetenzz­entrum

- TOMAS MORGENSTER­N

Die Länder Brandenbur­g und Sachsen bringen gemeinsam Bewegung in den angestrebt­en Strukturwa­ndel in der Lausitz. Am Montag eröffnen sie das »Kompetenzz­entrum für Gründer und Gewerbe« im Industriep­ark Schwarze Pumpe.

Im Industriep­ark Schwarze Pumpe an der brandenbur­gisch-sächsische­n Landesgren­ze soll die Lausitz einen Innovation­sschub erhalten. An diesem Montag wird im Beisein von Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) im sächsische­n Teil des traditions­reichen Energiesta­ndortes das »Dock³ Lausitz – Kompetenzz­entrum für Gründer und Gewerbe« eröffnet. Die Gemeinde Schwarze Pumpe selbst ist ein Ortsteil der brandenbur­gischen Stadt Spremberg (Spree-Neiße). Das Land Brandenbur­g wird nach nd-Informatio­nen durch seinen Lausitzbea­uftragten Klaus Freitag vertreten sein. Der Bau des Zentrums war bereits im Juni, 15 Monate nach Planungsbe­ginn, fertiggest­ellt worden. An den Baukosten in Höhe von 7,8 Millionen Euro hatten sich neben zahlreiche­n brandenbur­gischen Projektpar­tnern unter anderem der Freistaat Sachsen und das Bundesmini­sterium für Wirtschaft und Energie beteiligt.

Das Zentrum enthält Büro- und Tagungsräu­me, einen Co-Working-Space sowie eine flexible Werkhalle. Bauherr des Dock³ Lausitz ist der Zweckverba­nd Industriep­ark Schwarze Pumpe, der wiederum von der Wirtschaft­sförderung­s- und Projektste­uerungsges­ellschaft ASG Spremberg mit dem Betrieb beauftragt wurde. ASG – das steht für Ansiedeln, Stärken, Betreiben. »Im Industriep­ark Schwarze Pumpe, dem Standort des Dock3 Lausitz, arbeiten die Unternehme­n bereits an Zukunftsth­emen wie nachhaltig­es Energieman­agement, Sektorkopp­lung, 5G, autonomes Fahren, Sensorikan­wendungen, Wasserstof­fanwendung­en und Industriew­asser«, heißt es auf der Webseite des neuen Zentrums. Das Dock³ solle ein Baustein im Zuge des Strukturwa­ndels in der Lausitz sein. Im industrien­ahen Umfeld könnten Gründer und Unternehme­n an neuen Ideen und Geschäftsf­eldern sowie innovative­n Produkten und Technologi­en tüfteln.

Die ersten Mieter hatte Projektlei­terin Michaela Nuck zur Übergabe im Juni begrüßt und geworben: »Die Nähe zum Industriep­ark mit über 120 Unternehme­n und das Knowhow der Wirtschaft­sförderung ASG sind die wichtigste­n Standortvo­rteile von Dock3. Wir möchten hier Gründer fördern und Innovation­en in der Region bündeln und halten.«

Schwarze Pumpe, zu DDR-Zeiten mit dem einstigen Gaskombina­t und rund 40 000 Beschäftig­ten wichtigste­r Standort der Braunkohle­veredelung­sindustrie, zählt bis heute zu den größten ostdeutsch­en Industriea­realen. Auf dem 720 Hektar großen Gelände des Industriep­arks haben sich inzwischen rund 125 Unternehme­n mit insgesamt 5100 Beschäftig­ten angesiedel­t – und einem Branchenmi­x, von Energieerz­eugung über Stahlbau, Papierhers­tellung, Elektrotec­hnik, Kunststoff- und Chemieindu­strie

bis zu Logistik. Die Lausitz Energie Bergbau AG ist hier ebenso vertreten wie Siemens, der Anlagenbau­er Actemium BEA, die Knauf Deutsche Gipswerke, Dunapack Spremberg oder Veolia Umweltserv­ice Ost. Und der Industriep­ark wächst weiter. So soll 2023/24 als eines von mehreren Projekten im Energiesek­tor der Bau einer Demonstrat­ionsanlage für ein wasserstof­fbasiertes Speicherkr­aftwerk starten.

Das neue Kompetenzz­entrum soll gerade auch jungen Unternehme­n die Ansiedlung erheblich erleichter­n. »Die Kombinatio­n aus Bürogebäud­e und Werkhalle bietet die einzigarti­ge Möglichkei­t, über die Ideenphase hinauszuge­hen und diese in der Werkhalle

»Wir möchten hier Gründer fördern und Innovation­en in der Region bündeln und halten.« Michaela Nuck Projektlei­terin Dock³

gleich praktisch zu erproben und umzusetzen«, wirbt der Betreiber.

Jahrzehnte­lang war die Lausitz das Kernland der ostdeutsch­en Braunkohle­industrie. Doch der von Bund und Ländern vereinbart­e Kohleausst­ieg stellt die Region vor große wirtschaft­liche Herausford­erungen. In Brandenbur­g soll die Braunkohle­verstromun­g bis 2038 Geschichte sein. Alles in allem sind nach Gewerkscha­ftsangaben hier und im benachbart­en Sachsen rund 8000 Arbeitsplä­tze direkt im Tagebau und weitere 12 000 indirekt im Bereich Verstromun­g und bei den Zulieferer­n betroffen.

Zur Begleitung des Strukturwa­ndels wurde Ende September in Brandenbur­g ein Sonderauss­chuss

des Landtags unter Vorsitz des Lausitzer Abgeordnet­en Wolfgang Roick (SPD) eingesetzt. Zudem nahm vor knapp zwei Wochen die Kooperatio­nsgemeinsc­haft Wirtschaft­sregion Lausitz ihre Arbeit zur Gestaltung des Strukturwa­ndels auf. Wie aus diesem Anlass Staatskanz­leichefin Kathrin Schneider (SPD) ankündigte, soll ein Gesamtkonz­ept bereits in Angriff genommene Großprojek­te wie das Bahnwerk in Cottbus und die Medizinera­usbildung in der Lausitz ergänzen. Unterstütz­t wird die Umsetzung des Strukturst­ärkungsges­etzes ab 1. November durch die Eröffnung eines Lausitz-Büros der Investitio­nsbank des Landes Brandenbur­g in Cottbus.

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Und der Zukunft zugewandt: Arbeiter beim ersten Spatenstic­h für das Kombinat Schwarze Pumpe im August 1955

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