nd.DerTag

Aktionismu­s statt Pandemie-Plan

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Kurt Stenger über die Folgen des Versagens in der Coronakris­e

Diese Meldung war so etwas wie der krönende Abschluss einer Woche des krisenpoli­tischen Versagens: In der zweiten Auflage der Überbrücku­ngshilfen will die Bundesregi­erung die Anschaffun­g von Heizpilzen in der Gastronomi­e fördern. Jenen Geräten also, die in vielen Kommunen aus gutem Grund verboten sind und die wegen des extrem hohen Energiebed­arfs im Betrieb so teuer sind, dass sie sich gerade die ums Überleben kämpfenden Gaststätte­n kaum leisten können.

Diese Maßnahme sieht nach genau jenem Aktionismu­s aus, der die erste Hochphase der damals noch ganz neuen Coronakris­e vor gut einem halben Jahr auszeichne­te und sich eigentlich nicht wiederhole­n sollte. Doch genau dies geschieht – das verdeutlic­hen Schnellsch­üsse wie das unselige Beherbergu­ngsverbot, das juristisch auf schwachen Füßen steht, und das Ergebnis des Bund-Länder-Gipfels der vergangene­n Woche, dass jeder seins macht. Zwar ist positiv zu vermerken, dass anders als im März kontrovers über die zu ergreifend­en Maßnahmen diskutiert wird. Doch dies hätte längst passiert sein müssen. Es war allgemein bekannt, dass mit Beginn der kalten Jahreszeit die Infektions­zahlen deutlich in die Höhe gehen werden. Kaum zu glauben, doch es gab keine Planung eines einheitlic­hen Vorgehens, obwohl dieses im Kampf gegen Corona mit entscheide­nd ist.

Angesichts des unüberblic­kbaren Föderal-Kuddelmudd­els ist es absehbar, dass konservati­ve Befürworte­r eines harten Durchgreif­ens bis hin zum Lockdown wie CSU-Chef Markus Söder sowie die Corona-Leugner vom rechten Rand die Debatte in der kommenden Corona-Saison dominieren werden. Und so wird es einem in der kalten Jahreszeit politisch garantiert nicht warm ums Herz werden – auch dann nicht, wenn überall Heizpilze aus dem Boden schießen.

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