nd.DerTag

Die Wehrhafte

- DIETER HANISCH

Doreen Richardt wurde vom Ärztinnenb­und ausgezeich­net

Der Deutsche Ärztinnenb­und (DÄB) hat auf seiner jüngsten Beiratssit­zung Dr. Doreen Richardt einen besonderen Preis überreicht: Die 50-Jährige wurde als »Mutige Löwin« ausgezeich­net. Selten ist der Name einer Ehrung treffender. Bei der Schleswig-Holsteiner­in ist der Bund sogar von der Praxis abgewichen, die Auszeichnu­ng in Form einer Ehrennadel mit Löwinnenko­pf und Reißzahn alle zwei Jahre zu verleihen – also eigentlich erst 2021 wieder.

Die Herzchirur­gin ist beim Universitä­tsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck beschäftig­t. Sie hat sich die Anstellung nach dem Wechsel ihres Vorgesetzt­en erst über das Landesarbe­itsgericht absichern können. Es ist wohl ein klassische­r Fall von Mobbing durch Vorgesetzt­e, der der fünffachen Mutter widerfahre­n ist. Das geschieht meist hinter verschloss­enen Türen. Hier aber wurde er durch die NDR-PanoramaRe­daktion der Öffentlich­keit bekannt. Die Zermürbung­staktik gegen Richardt wirkte scheibchen­weise: keine OP-Termine, Löschung des E-Mail-Accounts, Sperrung dienstlich­er EDV-Zugänge – was sie auch von ihren 18 Doktorande­n abschnitt –, Campus-Betretungs­verbot. Das Gericht bescheinig­te Richardt, sie habe sich nichts zu Schulden kommen lassen und die Klinikleit­ung habe nicht das Recht gehabt, eine »unkündbare Mitarbeite­rin fristlos freizustel­len«.

Mobbing von Frauen im Medizinapp­arat ist, so DÄB-Präsidenti­n Christiane Groß, kein Einzelfall. Richardt könne durch ihr mutiges Verhalten »als Beispiel dienen«. Der nervenaufr­eibende, aber erfolgreic­he Kampf um ihre Karriere hat den DÄB veranlasst, der Oberärztin für ihren Einsatz für gerechte Arbeitsbed­ingungen und »in Würdigung ihrer außergewöh­nlichen Leistung und Stärke« den Preis zu verleihen, heißt es in der Laudatio von Elke Burghard, die 2001 den Preis begründete. »Sie hat gegen die Praxis angekämpft, dass bestehende Arbeitsver­träge sofort außer Kraft gesetzt werden, wenn ein neuer Chef berufen wird, der seinen eigenen Stab mitbringt.«

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