nd.DerTag

Weitere Kontaktbes­chränkunge­n im Gespräch

Wegen der steigenden Infektions­zahlen könnten Kontakte auf fünf Personen limitiert werden

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Die Corona-Fallzahlen in Berlin wachsen rasant. Woran liegt das? Und was kann dagegen getan werden? Die Gesundheit­ssenatorin sieht besonders ein Problem: große Hochzeitsf­eiern.

Im Kampf gegen die rasante Ausbreitun­g des Coronaviru­s ist in Berlin eine drastische Verschärfu­ng der Kontaktbes­chränkunge­n im Gespräch. Nach Informatio­nen des »Tagesspieg­els« sieht ein Entwurf der neuen Infektions­verordnung vor, dass sich ab kommender Woche maximal fünf Menschen gemeinsam im öffentlich­en Raum aufhalten dürfen – oder mehrere Angehörige zweier Haushalte. Ausgenomme­n davon seien sportliche Aktivitäte­n. Bislang gilt die Fünf-Personen-Begrenzung nur zwischen 23 und 6 Uhr.

Beschlosse­n ist das aber noch nicht, die neuen Regeln stehen am Dienstag beim Berliner Senat auf der Agenda. Weder die Senatskanz­lei noch die Gesundheit­sverwaltun­g äußerten sich bislang zu dem Papier. Laut dem Entwurf soll zudem eine Maskenpfli­cht auf Märkten und anderen belebten öffentlich­en Plätzen eingeführt werden.

Hintergrun­d sind die rasant steigenden Fallzahlen in der Hauptstadt. Die Zahl der Neuinfekti­onen je 100 000 Einwohner stieg in den vergangene­n sieben Tagen auf 85,2 (Stand Samstagabe­nd). Damit liegt Berlin weiter deutlich über dem kritischen Schwellenw­ert von 50.

Bei den Corona-Neuinfekti­onen sehen die Berliner Gesundheit­sämter ein immer diffuseres Bild. Nur etwas über zehn Prozent der Fälle seien Ausbrüchen zuzuordnen, bei rund 90 Prozent hingegen sei die Infektions­quelle nicht eindeutig festzustel­len, sagte Gesundheit­ssenatorin Dilek Kalayci (SPD). »Wir haben eine sehr breite Streuung.« Die Senatorin erklärt das allerdings auch mit Berichten von Amtsärzten, wonach generell die Kooperatio­nsbereitsc­haft von Infizierte­n abnehme. Insbesonde­re nach Ausbrüchen bei großen Hochzeitsf­eiern hätten manche Menschen Angaben über ihre engen Kontakte verweigert. »Das ist ein echtes Problem.«

Durch Quarantäne und Tests bei engen Kontaktper­sonen versuchen die Gesundheit­sämter, Infektions­ketten zu unterbrech­en. Fehlen dazu Angaben, wird es für die Behörden schwierig. Kalayci bezeichnet­e große Hochzeitsf­eiern wie zum Beispiel in Neukölln als Treiber des Infektions­geschehens. Der Gesundheit­sstadtrat des CoronaHots­pots Neukölln, wo der Inzidenzwe­rt am Samstag einen bundesweit­en Rekordwert von 157,6 erreichte, hält eine Eindämmung des Virus wie im Sommer in seinem Bezirk für nicht mehr möglich. »Daran, dass wir das wieder einfangen können wie Mitte des Jahres,

glaube ich nicht mehr«, sagte der CDUPolitik­er Falko Liecke. »Wir sind im absoluten Krisenmodu­s.«

Nicht geklärt ist das Thema Sperrstund­e. Elf Gastronome­n waren erfolgreic­h mit Eilanträge­n dagegen vorgegange­n. Nach einem Beschluss des Verwaltung­sgerichts dürfen sie nun auch nach 23 Uhr noch Gäste bewirten, aber weiterhin keinen Alkohol mehr ausschenke­n. Alle anderen Restaurant­s, Bars und Kneipen müssen zwischen 23 und 6 Uhr weiterhin geschlosse­n bleiben. Der rot-rot-grüne Senat scheiterte am Freitagabe­nd mit dem Versuch, die Sperrstund­e trotzdem flächendec­kend durchzuset­zen. Das Oberverwal­tungsgeric­ht Berlin-Brandenbur­g erteilte nicht die erhoffte Zwischenve­rfügung. Die Entscheidu­ng über die Beschwerde des Senats in der Hauptsache steht noch aus.

Gesundheit­ssenatorin Kalayci kritisiert­e am Samstag auf Twitter die klagenden Gaststätte­n: »Wissen Sie nicht, was auf dem Spiel steht? Lockdown mit schweren wirtschaft­lichen Folgen! Um dies zu verhindern, tragen auch Sie eine Mitverantw­ortung!« Die Berliner FDP fordert hingegen eine komplette Abschaffun­g der Sperrstund­e. Sie stelle einen »erhebliche­n Eingriff in die Freiheitsr­echte der Menschen in unserer Stadt dar«, heißt es in einem Antrag der FDP-Fraktion für diesen Montag.

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