nd.DerTag

Brummis unerwünsch­t

Berliner Randbezirk­e wollen gegen parkende Lkw vorgehen

- MARINA MAI

In vielen Randbezirk­en sind dauerhaft parkende Lkw ein großes Problem. In Marzahn-Hellerdorf will man deshalb einen Lkw-Parkplatz außerhalb der Wohngebiet­e einrichten.

Die vielen dauerhaft parkenden Lkw in Marzahn-Hellersdor­f sind für die Anwohner seit Jahren ein Ärgernis. Auf der Märkischen Allee beispielsw­eise ist eine Standspur ständig mit Lkw dicht. Aber auch andere Straßen und Parkplätze sind mit den riesigen Fahrzeugen derart vollgepark­t, dass das Überqueren der Straßen wegen der eingeschrä­nkten Sicht eine Gefahr darstellt. Auch Rettungsfa­hrzeuge werden dadurch behindert. Die Bezirksver­ordnetenve­rsammlung hat daher Ende vergangene­r Woche beschlosse­n, einen LkwParkpla­tz außerhalb der Wohngebiet­e einzuricht­en.

»Dem massiven Parken von Lkw im Bezirk muss ein Konzept entgegenge­setzt werden, das das öffentlich­e Straßenlan­d entlastet, Unfallgefa­hren für Fußgänger und Radfahrend­e mindert und dem Bedarf an geschützte­n Stellplätz­en für Lkw nachkommt«, erklärt die Linke, die den Antrag gestellt hat. »Selbst große Speditions­firmen missbrauch­en das öffentlich­e Straßenlan­d, indem sie hier ihre gesamte Fahrzeugfl­otte abstellen«, sagt der Fraktionsv­orsitzende und überzeugte Radfahrer Björn Tielebein zu »nd«. »Sie sparen damit Geld für eigene Parkplätze. Das ist nicht hinzunehme­n.«

Das Berliner Mobilitäts­gesetz verpflicht­e die Bezirke zudem, mehr Fuß- und Radwege einzuricht­en, so Tielebein weiter. Und das ginge in Marzahn-Hellersdor­f nur auf Kosten parkender Lkw – wenn man nicht zusätzlich­e Flächen versiegeln will. So soll die LkwParkspu­r in der Märkischen Allee einem neuen Radweg weichen. Tielebein schlägt vor, für parkende Lkw einen Platz in Brandenbur­g an der Landsberge­r Chaussee zu reaktivier­en, der bereits während der IGA als Parkplatz genutzt wurde.

Bleibt nur die Frage, warum die Trucker den weiten Weg bis hinter die Berliner Stadtgrenz­e auf sich nehmen sollen, statt wie bisher neben ihren Wohnungen zu parken. Denn verbieten kann man ihnen das Parken nur, wenn es für alle verboten werden würde. Ein Antrag der SPD, an bestimmten Orten nur das Parken von Pkw zu erlauben, das von Lkw aber zu verbieten, scheiterte daher an rechtliche­n Vorgaben.

Marzahn-Hellersdor­f ist nicht der einzige Randbezirk, der das Problem der parkenden Lkw angehen will. Auch Spandau sieht Handlungsb­edarf. Das ist jedoch gar nicht so einfach. Denn laut Straßenver­kehrsordnu­ng ist das regelmäßig­e Parken von Lkw in Wohngebiet­en zwar nachts und an Wochenende­n untersagt. Aber das ist schwer durchzuset­zen. Denn das Ordnungsam­t müsste nachweisen, dass ein Lkw nicht nur gelegentli­ch nachts am selben Ort parkt. Das ist schon deshalb schwierig, weil die Ordnungsäm­ter nachts gar nicht arbeiten. Hinzu kommt, dass Fahrzeuge erst ab 7,5 Tonnen als Lkw zählen. Die Fahrzeugin­dustrie produziert daher Brummis, die wie ganz normale Laster aussehen, aber geringfügi­g leichter sind. Für sie gilt das nächtliche Parkverbot nicht. Und auch Ordnungsäm­ter können nicht auf dem ersten Blick erkennen, ob ein Fahrzeug schwerer als 7,5 Tonnen ist.

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