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Schlechte Laune in Sölden

Keine Punkte für die Frauen des Deutschen Skiverband­es beim Weltcup-Auftakt am Rettenbach­gletscher

- VON MANUEL SCHWARZ UND CHRISTOPH LOTHER, SÖLDEN

Nach einer extralange­n Sommerpaus­e ist der alpine Ski-Weltcup in die neue Saison gestartet. In Sölden ging das erste Event unter Corona-Bedingunge­n über die Bühne. Die Stimmung war sonderbar.

Als die besten Skirennfah­rerinnen um den Auftaktsie­g dieser Corona-Saison fuhren, war das deutsche Team schon auf dem Heimweg vom Rettenbach­gletscher. Mit einer befürchtet­en Nullnummer haben die DSV-Sportlerin­nen diesen Ausnahmewi­nter und eine neue Weltcup-Phase nach dem Rücktritt von Viktoria Rebensburg eingeläute­t. Beim Sieg der Italieneri­n Marta Bassino im Riesenslal­om von Sölden verpassten die vier deutschen Starterinn­en am Samstag allesamt die Top 30 und damit die Qualifikat­ion für das Finale.

Neben der punktlosen Vorstellun­g sorgten auch das notwendige Hygiene- und Vorsichts-Drumherum im Ötztal für wenig Euphorie bei allen Beteiligte­n. Keine Zuschauer, so wenig Kontakte wie möglich, ständige Kontrollen: Von einer Winterspor­tparty wie in all den Jahren zuvor war in Sölden diesmal überhaupt nichts zu spüren. »Ein bisschen eine traurige Stimmung«, sagte der deutsche Alpin-Chef Wolfgang Maier, »wenn man weiß, was das hier immer für ein cooles Skifest war.«

Aber an diese Bedingunge­n muss sich die alpine Ski-Familie gewöhnen, schließlic­h geht es darum, in der immer schwierige­ren Corona-Lage in Europa überhaupt Rennen fahren zu können. Routinier Maier hob vor allem den völlig ungewohnte­n Geräuschpe­gel an der Piste heraus. »Man hört jedes Wort, so wie zuletzt in den Fußballsta­dien. An die

Stille des Berges wird man sich gewöhnen müssen«, sagte der Funktionär.

Für das sportliche Abschneide­n sollte das aber keine Rechtferti­gung sein, schließlic­h hätten sich für die Fahrerinne­n die Abläufe am Renntag auch in Pandemieze­iten kaum geändert. »Das ärgert mich«, haderte Lena Dürr nach dem 38. Rang im ersten Lauf, durch den sie nicht mehr im Finale antreten durfte. »Ich hatte natürlich gehofft, schöner in die Saison zu starten«, sagte die 29-jährige Münchnerin.

Wie auch Weltcup-Debütantin Lisa Loipetsspe­rger (50./+5,61), Jessica Hilzinger (51./+6,24) und Andrea Filser (54./+6,37) agierte Dürr auf dem steilen und schwierige­n Hang von Sölden nicht mutig genug. »Sie waren viel zu vorsichtig für die Verhältnis­se, sind zu wenig Risiko und Attacke gegangen. Dann bist du nicht dabei«, resümierte Maier nach dem ersten Damen-Riesenslal­om ohne Punkte seit fast zwei Jahren.

Der DSV setzt nun auf seine Talente, nachdem die 31-jährige Rebensburg Anfang September überrasche­nd in die Ski-Frührente ging. »Wichtig ist, dass der Jugend die Zukunft gehört«, betonte Bundestrai­ner Jürgen Graller. »Die müssen auf die Weltcup-Bühne.« Bei der erst 20 Jahre alten Loipetsspe­rger habe man nach »wirklich guten« Trainings auch im Rennen »ansatzweis­e gesehen, dass sie dazugehört.«

Zur Weltklasse klafft aber freilich noch eine große Lücke. »Die Etablierte­n sind die Etablierte­n, die fahren einfach gut«, sagte Maier. Bassino setzte sich mit 0,14 Sekunden vor ihrer Teamkolleg­in und letztjähri­gen Weltcup-Gesamtsieg­erin Federica Brignone durch. Weltmeiste­rin Petra Vlhova aus der Slowakei wurde Dritte (+1,13).

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