Töten und töten lassen in Brasilien
Bericht zur öffentlichen Sicherheit verdeutlicht Ausmaß der Gewalt
Tödliche Gewalt ist im größten Land Südamerikas an der Tagesordnung. Das verdeutlicht der am Sonntag vorgestellte Jahresbericht für 2019, der von der NGO Brasilianisches Forum für öffentliche Sicherheit erstmals gemeinsam mit der Unesco herausgegeben wurde. Er stützt sich auf Daten aus 19 der 26 Bundesstaaten und aus dem Distrikt der Hauptstadt Brasília.
Der Bericht registriert für 2019 47 773 Opfer von Mord und Totschlag. Nicht in diesen Zahlen enthalten sind rund 13 700 Fälle mit ungeklärter Todesursache. Bei mehr als jedem zehnten Opfer handelte es sich um ein Kind oder einen Jugendlichen im Alter bis 19 Jahre, was die bedrohliche Situation für viele junge Menschen in Brasilien unterstreicht. 90 Prozent der überwiegend männlichen jungen Opfer waren im Alter von 15 bis 19 Jahren. Bei denen bis zu neun Jahren ist Körperverletzung mit Todesfolge die häufigste Ursache. Drei Viertel der gewaltsam ums Leben gebrachten Kinder und Jugendlichen gehörten der afrobrasilianischen Bevölkerung an. Dieselbe Tendenz zeigt sich auch bei den Opfern aus anderen Altersgruppen.
Zu den vorsätzlichen Tötungen kommen annähernd 26 000 Straftaten, bei denen Kinder und Jugendliche vergewaltigt wurden. Im Alter ab 13 Jahren steigt besonders für Schwarze nicht nur das Risiko, durch häusliche Gewalt oder ein Verbrechen das Leben zu verlieren, sondern auch, von der Polizei erschossen zu werden. 2019 kamen in Brasilien mehr als 5800 Menschen vor allem im »Drogenkrieg« durch Polizeieinsätze ums Leben. Im ersten Halbjahr 2020 nahm laut der NGO die Anwendung tödlicher Gewalt durch Polizisten noch einmal um sieben Prozent zu, 3148 Personen verloren ihr Leben. Die Haltung von Präsident Jair Bolsonaro, nach der »nur ein toter Bandit ein guter Bandit ist«, befördert das exzessive staatliche Töten.