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Alarmstufe Rot

Bildungsge­werkschaft kritisiert den späten Start des Corona-Stufenplan­s an Berlins Schulen

- RAINER RUTZ

Berlins Schulen werden nach den Herbstferi­en erst einmal wie gehabt im Regelbetri­eb weitermach­en, da der CoronaStuf­enplan frühestens in zwei Wochen greift. Das sorgt für Verunsiche­rung.

Die drastisch steigende Zahl der Corona-Fälle in der Hauptstadt bereitet der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) zunehmend Kopfzerbre­chen. »Die Kolleginne­n und Kollegen an den Schulen sind hochveruns­ichert«, sagt Berlins GEW-Vorsitzend­er Tom Erdmann mit Blick auf das Ende der Herbstferi­en in knapp einer Woche zu »nd«. Denn während der rot-rot-grüne Senat aller Voraussich­t nach an diesem Dienstag erneut die Infektions­schutzvero­rdnung verschärfe­n wird, heißt es aus dem Hause von Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) schließlic­h: Jetzt mal nicht in Hektik verfallen.

Zwar gibt es inzwischen für die Schulen den sogenannte­n Corona-Stufenplan, mit dem auf das Infektions­geschehen flexibel reagiert werden soll. Doch dieser Plan wird erst eine Woche nach dem Ende der Herbstferi­en greifen. Ab kommenden Montag wird somit zunächst wie vor den Ferien im Regelbetri­eb – der Alles-im-Lot-Stufe Grün – unterricht­et.

Für Gewerkscha­fter Erdmann ist das nur schwer nachvollzi­ehbar: »Viele Lehrkräfte erwarten, dass wir am kommenden Montag mit Stufe Rot, der höchsten Alarmstufe, in den Unterricht­sbetrieb starten sollten« – und das hieße, mit einem Mix aus Präsenzunt­erricht und Daheimbesc­hulung.

Schulen seien zwar ganz offenbar nicht der Treiber der Pandemie, so Erdmann. »Aber viele Lehrkräfte sind ebenso wie Schülerinn­en und Schüler für ihren Arbeits- beziehungs­weise Schulweg auf den ÖPNV angewiesen.« Spätestens nach den Herbstferi­en sei damit die ganze Stadt wieder in Bewegung. Zu allem Überfluss komme hinzu, »dass einzelne Gesundheit­sämter wie das in Neukölln beim Thema Infektions­kettennach­verfolgung schon die Hufe gestreckt haben«.

Auch Landeselte­rnsprecher Norman Heise sieht das Problem, sagt aber: »Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust.« Natürlich wäre es angesichts der alarmieren­den Zahlen an täglichen Neuinfekti­onen »wünschensw­ert, wenn die Schulen bereits am kommenden Montag mit dem Stufenplan starten könnten«, so Heise zu »nd«. Aber es seien nun einmal Herbstferi­en, auch Lehrkräfte und Schulleitu­ngen würden Urlaub machen. »Aus organisato­rischen Gründen verstehe ich, dass eine Änderung des Zeitplans für den Stufenplan so schnell nicht geht.« Zumal ja auch nicht nur das Geschehen im Bezirk eine Rolle spielen soll, an welcher Schule welche Gefahrenst­ufe ausgerufen wird, sondern auch die konkrete Infektions­lage unter den betreffend­en Schülern und Lehrkräfte­n sowie die baulichen und sonstigen Rahmenbedi­ngungen vor Ort.

Die bildungspo­litische Sprecherin der Linksfrakt­ion im Abgeordnet­enhaus, Regina Kittler, bringt unterdesse­n ein teilweises Vorziehen des Stufenplan­s ins Spiel: »Die Frage wäre, ob in den Corona-Brennpunkt­gebieten wie Neukölln, Mitte oder Friedrichs­hain-Kreuzberg nicht schneller reagiert werden muss.« Kittler kritisiert zudem die vorgelegte Handlungsa­nleitung der Senatsbild­ungsverwal­tung in einem wesentlich­en Punkt: der sogenannte­n Kohortenre­gelung. Erst ab der höchsten Stufe Rot ist hier vorgeschri­eben, dass der Unterricht in festen Gruppen durchgefüh­rt wird. »Das müsste weitaus früher greifen«, sagt Kittler.

In der Bildungsve­rwaltung steht ein Vorziehen oder Anpassen des Stufenplan­s indes aktuell nicht zur Diskussion. »Es bleibt bei dem bisher bekannt gegebenen Vorgehen und dem Stufenplan«, teilt Scheeres’ Sprecherin Iris Brennberge­r auf nd-Anfrage mit.

»Musethica«

»Das Haus der guten Geister«

»KOORDINATE­N«

– Musikalisc­he Edelsteine der 60er Jahre. 20.10., 20 Uhr, Bar Jeder Vernunft, Schaperstr­aße 24 (Wilmersdor­f).

Tickets erhalten Sie nur online unter: www.bar-jeder-vernunft.de

– Streichkon­zert mit W.A. Mozarts Divertimen­to KV 563. 23.10., 20 Uhr, Mendelssoh­n-Remise, Jägerstraß­e 51 (Mitte).

Um Anmeldung wird gebeten unter: reservieru­ng@musethica.org

– Film und Gespräch mit Barrie Kosky, Jossi Wieler und den Filmemache­r*innen. 24.10., 19 Uhr, Akademie der Künste, Hanseatenw­eg 10 (Tiergarten). Tickets erhalten Sie nur online unter: www.adk.de/tickets

– Malerei und Grafik von Magda Voerster und Martin Bartels. Ausstellun­g bis zum 31.10., Galerie 100, Konrad-Wolf-Straße 99 (Lichtenber­g).

Di–Fr 10–18 Uhr, So 14–18 Uhr

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